In Memphis (Tennessee) gab es am Montag (Ortszeit) einen versuchten Anschlag auf die Margolin Hebrew Academy - Feinstone Yeshiva of the South, eine jüdisch-orthodoxe Bildungseinrichtung. Lediglich eine Sicherheitstür hielt den Angreifer davon ab, das Schulgebäude zu stürmen. Dieser Aspekt erinnert auf den ersten Blick an den Anschlag von Halle am 9. Oktober 2019. Es handelt sich jedoch um einen komplett anders gelagerten Fall.
Ein bewaffneter 40- bis 50-jähriger Mann versuchte amerikanischen Medienberichten zufolge am frühen Nachmittag in die Academy einzudringen, was jedoch an der gut gesicherten Eingangstür scheiterte. Als der Angreifer feststellte, dass er die Schule nicht betreten kann, schoss er mehrfach in die Luft, um dann seinen kastanienbraunen Pickup-Truck zu besteigen und sich zu entfernen.
Angeschossen Später wurde der Mann von der Polizei aufgespürt und bei der Verhaftung angeschossen. In kritischem Zustand liegt der Verdächtige nun in einer Klinik. Nach Angaben des Memphis Police Department wurde eine Tragödie verhindert. Von einem »potenziellen Angriff mit vielen Opfern« war die Rede.
Aufnahmen einer Sicherheitskamera zeigten einen stark übergewichtigen, bärtigen Mann, der mit einem blauen T-Shirt sowie einer schwarzen Hose bekleidet war und in seiner rechten Hand eine Pistole hielt. Er passierte eine offene Tür, die ihn allerdings nur in den Eingangsbereich der Schule führte. Da auch in Memphis die Sommerferien andauerten, befanden sich im Moment des versuchten Anschlags ausschließlich Lehrer und andere Angestellte in dem Gebäude.
Vertreter jüdischer Organisationen erklärten, der Täter sei ein ehemaliger Schüler der Einrichtung. Nach derzeitigem Stand handelt es sich um eine Tat, die wenig bis nichts mit Antisemitismus zu tun hat, sondern eher mit persönlichen Problemen.
Sicherheitskonzept Für das Secure Community Network, ein Netzwerk, das sich um die Sicherheit jüdischer Gemeinden und Schulen kümmert, sagte dessen CEO Michael Masters gegenüber US-Medien, die Margolin Hebrew Academy sei nach dem versuchten Angriff sofort abgeriegelt worden. Das Sicherheitskonzept funktionierte offensichtlich.
Die Publikation Jewish News Syndicate zitierte den Polizeibeamten Don Crowe, der angab, wachsame Beamte hätten die Stadt beschützt. »Ich glaube, der Verdächtige wollte jemanden verletzen, bevor der Tag vorüber war.« Zum Glück habe es in der Schule Sicherheitsmaßnahmen gegeben, die Schlimmeres verhindert hätten.
Steve Cohen, ein jüdischer Kongressabgeordneter der Demokratischen Partei, dessen Wahlkreis Memphis mit einschließt, reagierte auf »X«, der Plattform, die bislang als Twitter bekannt war: »Ich war schockiert, als ich von dem sinnlosen Vorfall erfuhr, der sich heute an der Margolin Hebrew Academy in Memphis ereignete, und erleichtert über Berichte, dass niemand in der Schule verletzt wurde«, so Cohen. »Ich bin erfreut darüber, dass die Akademie über wirksame Sicherheitsmaßnahmen verfügte und die Polizei schnell handelte, um die Studenten zu schützen.«
Waffengesetze Die ebenfalls aus Memphis stammende Senatorin Raumesh Akbari forderte striktere Waffengesetze und organisierte am Dienstag eine Bürgerversammlung zum Thema Waffengewalt. »Keine Familie und keine Gemeinschaft sollte in ständiger Angst leben müssen, dass Waffengewalt das Leben ihrer Kinder oder Angehörigen fordern könnte«, so die Senatorin. »Wir sind dieser Epidemie der Waffengewalt nicht hilflos ausgeliefert. Wir können Reformen verabschieden, die zukünftige Waffengewalt stoppen.«
Nun ermittelt das FBI. Zum versuchten Angriff von Memphis kam es in einer Zeit, in der der Judenhass auch in den Vereinigten Staaten erheblich zunimmt. Während dieser mit der jüngsten Serie von Drohungen gegen jüdische Einrichtungen und entsprechende Anschläge offenbar nichts zu tun hat, hebt er doch das große amerikanische Problem der laschen Waffengesetze in der Tat hervor.