Justiz

Anklage erhoben

Vor dem Kölner Landgericht muss sich der 88-Jährige verantworten. Foto: dpa

Ein 88-jähriger Kölner muss sich vermutlich für Morde verantworten, die er als SS-Panzergrenadier im Juni 1944 in Frankreich verübt haben soll. Wie das Landgericht Köln mitteilte, hat die für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen landesweit zuständige Staatsanwaltschaft Dortmund eine entsprechende Anklage erhoben.

Da der Angeklagte zur Tatzeit erst 19 Jahre alt war, liegt die Zuständigkeit nun bei der Jugendkammer des Landgerichts Köln. Das Gericht muss darüber entscheiden, ob das Hauptverfahren eröffnet wird.

Frankreich Der Mann soll den Angaben zufolge am 10. Juni 1944 als Angehöriger des SS-Panzergrenadier-Regiments 4 »Der Führer« an der Zerstörung der Ortschaft Oradour-sur-Glane und der Ermordung ihrer Einwohner beteiligt gewesen sein. Den Befehl dazu habe seine Kompanie erhalten, um eine vermeintliche Entführung eines Bataillonskommandeurs zu sühnen und die Bevölkerung abzuschrecken, hieß es.

Der Angeklagte habe damals vermutlich gemeinsam mit anderen Kompaniemitgliedern 25 Männer in einer Scheune niedergeschossen, erklärte Landgericht Köln. Danach sei er zur Kirche von Oradour-sur-Glane gegangen, in der mehrere Hundert Frauen und Kinder eingesperrt worden waren. Dort hätten Angehörige der 3. Kompanie mit Sprengstoff, automatischen Waffen und Handgranaten einige Opfer getötet und anschließend die Kirche angezündet.

Dem Kölner wird zur Last gelegt, bei der Ermordung der Frauen und Kinder geholfen zu haben, indem er entweder in Sichtweite der Kirche Absperr- und Bewachungsaufgaben übernahm oder Brennmaterial in das Gebäude trug. Insgesamt wurden den Angaben zufolge 642 Einwohner von Oradour-sur-Glane getötet, darunter 254 Frauen und 207 Kinder. epd

Meinung

98-mal Hoffnung

Melody Sucharewicz sieht die Hamas entschieden geschwächt und bangt mit ganz Israel um die Geiseln in Gaza

von Melody Sucharewicz  15.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025