Wenn es stimmt, was israelische Medien berichten, dann ist es um die Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem schlecht bestellt: Der Sicherheitsrat der Türkei soll Israel auf die Liste derjenigen Länder gesetzt haben, die eine Bedrohung für das Land am Bosporus darstellen. Das nennt man ein zerrüttetes Verhältnis. Ein Verhältnis, das bis vor Kurzem noch ein gutes war – bis Premier Erdogan sich als »Führer« der muslimischen Welt ins Gespräch brachte. Niemals wird die arabische Welt einen Türken als Anführer der Muslime akzeptieren und ein laizistisch-kemalistisch geführtes Militär auf die Partnerschaft mit dem jüdischen Staat verzichten. Diesen Umstand scheint Erdogan beim Ritt auf der Erfolgswelle zu vergessen. Dennoch setzt er auf anti-israelische Ressentiments. 2011 sind Wahlen in der Türkei. Die Regierungspartei AKP muss sich dann am Umgang mit dem Terror der PKK und der Kurdenfrage messen lassen. Erdogan sollte sich auf diese Herausforderungen konzentrieren, anstatt Feindbilder im Ausland zu suchen.
Die Autorin ist Mitglied der SPD-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses.