Vor dem Amtsgericht Tiergarten beginnt am 8. April der Prozess gegen den mutmaßlichen Angreifer von Lahav Shapira, wie eine Sprecherin mitteilte. Am 17. April findet der zweite Prozesstag statt. Das Medieninteresse ist laut Gericht groß.
Der jüdische Student wurde am 2. Februar 2024 von einem Kommilitonen namens Mustafa A. von der Freien Universität (FU) in Berlin attackiert und zusammengeschlagen. Die Bilanz: Drei Knochenbrüche im Gesicht und eine Gehirnblutung. Laut Staatsanwaltschaft war Judenhass »mutmaßlich« die Motivation für die Attacke.
Der Angriff vor einer Bar fand fast auf den Tag genau vier Monate nach den Massakern der Hamas statt, bei denen am 7. Oktober 2023 im Süden Israels 1200 Menschen ermordet, 251 verschleppt und viele vergewaltigt wurden. Von diesem Moment an wurde auch in der Bundesrepublik und gerade in Berlin immer mehr Judenhass registriert.
»Kampfsporterfahrener« Angreifer
Der Vorwurf gegen Mustafa A., der zum Zeitpunkt des Angriffes 23 Jahre alt war und anschließend mit einem Hausverbot der FU belegt wurde: gefährliche Körperverletzung. Im September des vergangenen Jahres reichte die Staatsanwaltschaft Klage ein.
Laut Klageschrift traf der »kampfsporterfahrene« Angreifer Shapira in einer Bar an und folgte ihm auf die Straße, um ihn aufgrund »einer früheren Auseinandersetzung an der Universität im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt zur Rede zu stellen«. Die Attacke war so brutal, dass sie tödlich hätte enden können. »Ich wurde angegriffen, weil ich für das Existenzrecht Israel einstehe und nicht möchte, dass Israel ausgelöscht wird«, so der Student gegenüber der »Welt«.
»In den ersten eineinhalb Wochen habe ich nur schwer Luft bekommen, da ich im Mund, unter dem Auge und in der Nase Nähte hatte«, erklärte Lahav Shapira damals in dem Interview. Das Blatt zeigte ein Foto des Opfers mit lila angeschwollenen Augen und Bandagen im Gesicht. Auf dem Bild streckte Shapira den Mittelfinger in die Kamera.
Als Feind markiert
Die Geste war offensichtlich an Mustafa A. gerichtet, der damals im dritten Semester Geschichte und Philosophie auf Lehramt studierte. Lahav Shapira kannte seinen Angreifer aus Chatgruppen, in denen eigentlich »eine Vernetzung von Lehramtsstudenten« stattfinden sollte. Als Administrator musste Shapira nach eigenen Angaben Mitglieder entfernen, die zu antisemitischen Demonstrationen und Intifadas aufriefen.
Diese Judenhasser drohten ihm später Gewalt an. In sozialen Medien wurde er aus diesen Kreisen belästigt und beschimpft. Sogenannte »propalästinensische Gruppen«, die Israel- und Judenhass verbreiten, hatten ihn zuvor als Feind markiert.
Deshalb kam die Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis, dass »das politische Engagement des jüdischen Geschädigten in Zusammenhang mit dem Angriff der Hamas auf die israelische Bevölkerung« für den körperlichen Angriff ausschlaggebend war. im