Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, ist an Jom Kippur in Berlin auf offener Straße bedroht worden. Polizeiangaben zufolge hat sich der Vorfall am Mittwoch um 14.20 Uhr auf dem Olivaer Platz in Wilmersdorf ereignet. Kramer sei dabei von einem Mann verbal attackiert worden. »Offensichtlich fühlte sich der Täter provoziert durch ein sichtbares jüdisches Gebetsbuch«, sagte Kramer am Donnerstag.
Damit die Situation nicht eskaliere, habe er dem Täter gesagt, dass er eine Pistole trage und seine Jacke beiseitegeschoben, damit der Mann sie sehen könne. Medienmeldungen, nach denen er die Waffe gezogen haben soll, bezeichnete Kramer als blanken Unsinn.
Da beide, Kramer wie der Angreifer, gegenseitig Anzeige erstattet haben, ermittelt die Berliner Kriminalpolizei jetzt wegen »wechselseitiger Bedrohung«. Der stellvertretende Polizeisprecher Thomas Neuendorf bestätigte der Nachrichtenagentur epd, dass Kramer das Recht zum Waffenbesitz aufgrund seiner Einstufung als besonders »gefährdete Person« habe. Zwischenzeitlich habe der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.
Reaktion Die Botschaft Israels hat den Angriff auf den Generalsekretär am Donnerstag aufs Schärfste verurteilt. »Die Drohungen gegen ihn sind nur der jüngste Vorfall einer Reihe antisemitischer Angriffe in den vergangenen Wochen, darunter der tätliche Angriff auf Rabbiner Alter in Schöneberg und die Pöbeleien gegen eine Gruppe jüdischer Schülerinnen auf dem Schulweg«, heißt es in einer Erklärung. »Wir haben vollstes Vertrauen in die rechtsstaatlichen Institutionen und sind sicher, dass diese dafür Sorge tragen werden, dass solche Vorkommnisse sich nicht wiederholen und jüdisches Leben in Sicherheit gewährleistet ist«, teilte die Botschaft mit. »Wir stehen an der Seite unseres Freundes Stephan Kramer und seiner Familie.«
Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hat den Vorfall scharf verurteilt: »Es geht uns alle an, wenn in einer weltoffenen Stadt wie Berlin Menschen bedroht oder angegriffen werden, weil sie von anderen einer bestimmten Religionsgemeinschaft zugeordnet werden.« Über die konsequente Reaktion der Sicherheitsbehörden hinaus bleibe es Aufgabe der Zivilgesellschaft, »jede Form von Antisemitismus und Fremdenhass zu ächten«. ja