Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Dienstag in Berlin mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet worden. Sie erhält die Würdigung für ihr entschiedenes Eintreten gegen antisemitische und rassistische Tendenzen in Politik, Gesellschaft und Kultur. Die Verleihung war wegen der Corona-Pandemie mehrfach verschoben worden.
Merkel sagte, die Auszeichnung sei für sie »Ehre und Ansporn«. Die Buber-Rosenzweig-Medaille stehe dafür, wie sehr das Zusammenwirken der Religionen die Gesellschaft bereichere. Es sei es eine bleibende Aufgabe, jüdisches Leben in Deutschland zu stärken und zu schützen.
Die Gesellschaft müsse sich mit allen Mitteln und der ganzen Konsequenz des Rechtsstaats gegen Rassismus, Antisemitismus und gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wenden, betonte die Kanzlerin. Anschläge, antisemitische Ausschreitungen, Verharmlosung des Holocausts bei Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und Angriffe auf Männer, die eine Kippa tragen, dürften niemals geduldet werden.
»An diesen Überzeugungen halten Sie auch fest, wenn es gerade nicht populär ist, wenn Sie dafür heftig kritisiert werden oder wenn es Rückschläge zu verzeichnen gibt.«
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden
Mit Blick auf die Schoa betonte Merkel: »Es ist und bleibt Deutschlands immerwährende Verantwortung, die Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen wach zu halten.«
Die Laudatio bei der Verleihung im Kanzleramt hielt der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Er nahm auf die Corona-bedingte Terminverschiebung Bezug, meinte aber, es sei jetzt genau der richtige Zeitpunkt, die Bundeskanzlerin dafür zu würdigen, »wie sie sich über all die Jahre ihres politischen Wirkens für das Miteinander der Religionen und für Israel eingesetzt hat und aus der historischen Verantwortung Deutschlands heraus gehandelt hat«.
ISRAEL Schuster hob Merkels Solidarität mit Israel, ihr Eintreten für die Religionsfreiheit und das Engagement gegen Antisemitismus hervor. All das sei bei der Kanzlerin nicht abhängig von politischen Stimmungslagen, sondern geschehe aus Überzeugung.
»Und an diesen Überzeugungen halten Sie auch fest, wenn es gerade nicht populär ist, wenn Sie dafür heftig kritisiert werden oder wenn es Rückschläge zu verzeichnen gibt«, so Schuster weiter. In Zeiten, in denen politischer Populismus leider häufig mit vielen Wählerstimmen belohnt werde, sei diese Standfestigkeit höher zu schätzen denn je, sagte Schuster.
Schuster erinnerte zudem an Merkels Rede vor der Knesset im Jahr 2008, in der sie die Sicherheit Israels zur Staatsräson Deutschlands erklärte. Auch hob er ihren Anteil am Gesetz zur Beschneidung hervor, für das sich auch die beiden großen Kirchen eingesetzt hatten.
Die Buber-Rosenzweig-Medaille ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) benannt.
Zudem sei Merkel auch offen gewesen für die Berufung eines Bundesbeauftragten zur Bekämpfung von Antisemitismus. 2019 habe sie sich bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gegen Geschichtsrevisionismus und für den Schutz der Menschenwürde ausgesprochen, betonte Schuster.
DIALOG Merkel unterstrich die Rolle von Gesprächsbereitschaft. Wer zum Dialog bereit und fähig sei, könne auch dazu beitragen, Vorurteile abzubauen oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen. So bemesse sich »auch die Menschlichkeit einer Gesellschaft immer wieder an ihrem Willen zum Dialog«. Die Medaille stehe dafür, »wie sehr Verständigung und das Zusammenwirken der Religionen unsere Gesellschaft bereichern«, sagte die Kanzlerin.
»Jüdische Geschichte und Kultur waren und sind prägend für unser Land«, sagte die Kanzlerin. Dies sei alles andere als selbstverständlich, sondern gleiche nach dem von Deutschland im Nationalsozialismus begangenen Zivilisationsbruch der Schoah einem Wunder.
Die Buber-Rosenzweig-Medaille ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) benannt und wird seit 1968 jährlich von den deutschen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit an Personen, Institutionen oder Initiativen vergeben, die sich in besonderer Weise für die Verständigung zwischen Christen und Juden einsetzen.
Zu den Trägern der Medaille gehören der Geigenvirtuose Yehudi Menuhin (1916-1999), der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1920-2015), Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne), der Schriftsteller Navid Kermani und der Architekt Daniel Libeskind. ja/epd/dpa/kna
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