Das Atomabkommen mit dem Iran mag gut gemeint sein. Aber es ist schlecht gedacht und gemacht; das sind, jenseits der Gefühle, die Fakten. Erfreulich ist: Der Ölpreis wird sinken, denn der Iran kann wieder Erdöl und Erdgas exportieren.
Viele Iraner werden reich. Sie kaufen dann deutsche Autos. Irans Regierung wird Waffen kaufen, Abkommen mit Russland und China sind unterschriftsreif. Erste Lieferungen werden wohl bis Ende 2015 folgen. Diese Waffen wird Teheran auch seinen Nahostfreunden weiterleiten: der libanesischen Hisbollah, Syriens Diktator Assad, der Hamas, dem IS in Ägypten, den Schiiten im Jemen und wohl auch den Schiiten in der östlichen Ölprovinz Saudi-Arabiens.
Irans Atomanlagen werden nicht abgebaut, sondern begrenzt und kontrolliert. Daraus folgt: Der Iran ist Atommacht. Jederzeit kann der Iran im Konfliktfall seine Atomanlagen von Zivil auf Militär umschalten. Gewonnen ist also nichts Grundsätzliches.
selbstmord Jeder atomare Erstschlag ist Selbstmord. Das gilt für einen iranischen ebenso wie für einen israelischen. Der Angegriffene würde nämlich seinerseits atomar zurückschlagen. Wer atomar tötet, wird getötet, begeht also Selbstmord. Da keiner der politischen Nahostkonflikte durch das Atomabkommen gelöst wird, bleibt es bei Kriegen und Bürgerkriegen in der Region. Ohne Atom, aber mit herkömmlichen Waffen.
Das Hochrüsten geht weiter, zumal Geld für den Iran bald keine Rolle mehr spielt. Langfristig kann Israel dieses Wettrüsten nur verlieren: wirtschaftlich, demografisch, politisch, militärisch. Wahrscheinlich werden nun auch Ägypten und Saudi-Arabien atomar aufrüsten. Und wenn dort Islamisten die Macht übernehmen (was nicht unwahrscheinlich ist), haben sie gleich Atomwaffen.
Dass der Iran seine Raketen ab- oder wegrüstet, ist im Wiener Abkommen offensichtlich nicht vorgesehen. Schon jetzt können diese Raketen nicht nur Israel und fast den ganzen Nahen Osten, sondern Europa erreichen. Europa jubelt. Wie lange noch?
Der Autor ist Historiker und Autor des Buches »Zum Weltfrieden« (2015).