Die Jugend ist unsere Zukunft. Ein sehr oft bemühter Satz. Doch wo war sie bei der Woche der Brüderlichkeit? Auf dem Heft zum Jahresthema »Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis« zeichnet ein junger Mann ein düsteres Bild. Jugendliche schmücken die Seiten zum Motto bei ihrer Erinnerungsarbeit. Aber wo blieben sie bei der offiziellen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit 2013 in Kassel?
Das wäre doch ein Zeichen gewesen, sie gerade in dem Jahr der Erinnerungen einzuladen, des Gedenkens an 80 Jahre Machtergreifung, Bücherverbrennung, 75 Jahre Novemberpogrom, 70 Jahre Niederschlagung des Warschauer Ghettoaufstandes. Hier hätte man wahrlich eine Brücke schlagen und Zeichen für die Zukunft setzen können. Verpasst.
Pensionsalter Geladen waren die »üblichen Verdächtigen«, die Vorsitzenden und Vertreter der 84 Gesellschaften für Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit. Ihre Arbeit in der jungen Bundesrepublik war verdienstvoll – keine Frage. Doch wie die Gesellschaften selbst sind auch ihre Protagonisten in die Jahre gekommen. Der Grundgedanke, sich kennenzulernen, miteinander zu sprechen, Geschichte zu erkennen, zu akzeptieren und sie aufzuarbeiten, hat sich nicht überholt und wird sich nicht überholen. Aber was ist mit der Form? Die Vertreter der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit haben längst das Pensionsalter erreicht.
Und die Jugend fehlt. Eine Kinder- und Jugendbuchautorin wurde mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet. Das war gut, aber ihre Leser vermisste man, sowohl bei der Preisverleihung als auch bei der Lesung.
Die Woche der Brüderlichkeit 2013 ist würdig, bemüht und hat viel jüdischen Touch. Dennoch hat sie leider viele Fragen aufgeworfen, wie diese in die Jahre gekommene Institution modernisiert werden kann. Sie müssen so schnell wie möglich beantwortet werden, sonst wird es die Woche schon in zehn Jahren nicht mehr geben. Das wäre schlimm, denn der Dialog bleibt wichtig und richtig. Aber ob er in einer zunehmend säkularisierten Welt religiöse Begriffe beinhalten muss, mit denen sich viele Jugendliche nicht mehr identifizieren können, ist eine drängende Frage.
Redet miteinander, untereinander und vor allem: über Generationen hinweg, sonst hat »Sachor, Gedenken« keine Zukunft.