1997 förderte eine Studie zutage, dass immer weniger junge Menschen etwas über die Schoa wussten. Daraufhin stieß der damalige schwedische Ministerpräsident Göran Persson eine Debatte an, die im Jahr 2000 in der Gründung einer Arbeitsgruppe mit dem sperrigen Namen »Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research« mündete. Persson gelang es, US-Präsident Bill Clinton und dessen britischen Amtskollegen Tony Blair ins Boot zu holen.
Im Januar 2000 kamen in Stockholm Vertreter aus 46 Ländern zusammen und verpflichteten sich, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und gegen Völkermord, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit anzukämpfen. Die Task Force, anfangs eher ein unscheinbares Expertenforum, nahm ihre Arbeit auf.
mitglieder Später wurde sie in International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) umbenannt. Heute hat die Organisation 34 Mitglieder. Die meisten davon sind EU-Länder, aber auch Argentinien, Australien, Großbritannien, Israel, Kanada, die Schweiz und die USA gehören dem Bündnis an. Dass die IHRA in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen wird, liegt vor allem an der Erstellung einer Antisemitismus-Arbeitsdefinition, die 2016 unter rumänischem Vorsitz verabschiedet wurde.
Längst haben noch nicht alle IHRA-Mitgliedsstaaten die rechtlich nicht bindende Antisemitismus-Arbeitsdefinition umgesetzt.
Längst haben noch nicht alle IHRA-Mitgliedsstaaten die rechtlich nicht bindende Definition umgesetzt. 24 Länder sind es aktuell; weitere wie Schweden haben angekündigt, bald nachzuziehen.
Im März übernimmt Deutschland von Luxemburg den IHRA-Vorsitz. Zuständige Koordinatorin in Berlin ist Michaela Küchler, Sonderbeauftragte für Beziehungen zu jüdischen Organisationen, Holocaust-Erinnerung, Antisemitismusfragen und internationale Angelegenheiten der Sinti und Roma im Auswärtigen Amt. »Das Besondere an der IHRA ist, dass sie Regierungen und Fachleute zusammenbringt«, sagt sie.
schwerpunkt Deutschland wolle vor allem Fortschritte bei der Bekämpfung der Leugnung und Relativierung des Holocaust erzielen, erläutert die Diplomatin. Hierfür plane man, eine Global Task Force einzurichten. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt nach wie vor im Bildungsbereich. Die IHRA hat bereits zahlreiche Empfehlungen für Lehrer und Lehrplanmacher herausgegeben, um jungen Menschen den Holocaust zu vermitteln.
Für Michaela Küchler ist das Wichtigste in der Gedenkarbeit, dass die Opfer nicht vergessen werden. »Wir müssen ihr Andenken bewahren. Dazu ist es unerlässlich, die jungen Generationen – auch die mit Einwanderungsgeschichte – an das Menschheitsverbrechen des Holocaust und den Völkermord an den Sinti und Roma heranzuführen.«
Junge Menschen müssten laut Küchler »die Mechanismen verstehen, die hinter solchen Tendenzen stehen, und sie müssen befähigt werden, sich ihnen zu widersetzen«.