Im Jahr 1998 ergriff der damalige schwedische Ministerpräsident Göran Persson die Initiative zur Gründung einer Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research. Es war eine Reaktion auf die Erkenntnis, dass gerade unter Jugendlichen das Wissen um die Verbrechen der Nazis in vielen Ländern sehr wenig verbreitet war. Persson ging auf US-Präsident Bill Clinton und den britischen Premier Tony Blair zu, die versprachen, bei seinem Vorhaben mitzuwirken.
Knapp zwei Jahre später, im Januar 2000, lud Persson dann Regierungsvertreter aus 46 Ländern, Schoa-Überlebende, Wissenschaftler und NGO-Vertreter zu einer Tagung nach Stockholm ein. Es war die erste wichtige Konferenz im gerade angebrochenen neuen Jahrtausend. Die Task Force nahm ihre Arbeit auf.
Erklärung In einer Erklärung verpflichteten sich die Teilnehmer der Stockholmer Konferenz, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und gegen Völkermord, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit anzukämpfen. »Das Ausmaß des Holocaust, geplant und ausgeführt von den Nazis, muss in unserem kollektiven Gedächtnis für immer eingebrannt sein. Die selbstlose Opferbereitschaft derjenigen, die sich den Nazis widersetzt und manchmal ihr eigenes Leben gegeben haben, um die Opfer des Holocaust zu schützen oder zu retten, muss ebenso in unseren Herzen festgeschrieben sein.«
Im März wird Deutschland von Luxemburg den IHRA-Vorsitz übernehmen. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering will der Arbeit der IHRA »noch größere Sichtbarkeit geben«.
Weiter hieß es: »Die Tiefen dieses Schreckens und die Größe ihres Heldenmuts können Eckpunkte unseres Verständnisses der menschlichen Fähigkeiten zu Bösem und zu Gutem sein.« Feierlich gelobte man auch, die »Bemühungen zur Förderung von Unterricht, Erinnerung und Forschung über den Holocaust zu verstärken« und »die Erforschung des Holocaust in all seinen Dimensionen anzuregen«.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Stockholmer Treffens und der dort verabschiedeten Erklärung kamen in Brüssel am Wochenende hohe Regierungsvertreter zu einer Sondersitzung zusammen. Man wollte nicht nur Bilanz ziehen, sondern auch eine neue Erklärung verabschieden. Die Task Force besteht nach wie vor; sie trägt aber seit 2013 den Namen International Holocaust Remembrance Alliance, kurz IHRA. Auf 35 Mitgliedsstaaten ist die Allianz mittlerweile angewachsen. Neben vielen europäischen Ländern sind auch Argentinien, Australien, Israel, Kanada und die USA aktiv involviert.
Bildung Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt nach wie vor im Bildungsbereich. Die IHRA hat bereits zahlreiche Empfehlungen für Lehrer und Lehrplanmacher herausgegeben, um den Holocaust jungen Menschen zu vermitteln.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist die IHRA in den letzten Jahren vor allem durch ihre 2016 beschlossene Definition des Antisemitismus. Sie ist mittlerweile von zahlreichen Parlamenten und Regierungen, aber auch Parteien, Organisationen und Vereinen als Arbeitsgrundlage angenommen worden ist. An diesem Wochenende gaben sowohl die italienische Regierung als auch der englische Premier-League-Club Chelsea FC bekannt, die Arbeitsdefinition zum Antisemitismus zu übernehmen.
Im März wird Deutschland von Luxemburg den rotierenden IHRA-Vorsitz übernehmen. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, sagte, man habe sich vorgenommen, »der wichtigen Arbeit der IHRA noch größere Sichtbarkeit zu geben«. Gerade die internationale Zusammenarbeit sei bei der Bekämpfung des Antisemitismus wichtig, erklärte sie laut Mitteilung des Auswärrtigen Amts vor ihrer Abreise zur Teilnahme an der Konferenz in Brüssel.