Es gibt Momente, da muss man Henryk M. Broder einfach lieben. In zehn Worten hat der scharfzüngige Intellektuelle zusammengefasst, was über die beiden gefeuerten Radio- und Fernsehmoderatoren Ken Jebsen, früher RBB, und Eva Herman, einst NDR, zu sagen ist: »Endlich angekommen! Da haben zwei Paranoiker eine neue Heimat gefunden!« Beide, sagen wir schmeichelhaft Journalisten, finden ihren Resonanzboden nun in den Medien des Kopp-Verlages. Das ist ein Unternehmen, in dem sich neben dem UFO-Gläubigen Erich von Däniken und dem Islamhasser Udo Ulfkotte fast jeder äußern darf, der sich seinen schlechten Ruf als Verschwörungstheoretiker mühsam erarbeitet hat.
CIA Jebsen hatte, nur zur Erinnerung, vor seiner Kündigung als Moderator einer öffentlich-rechtlichen Radiosendung in einer E-Mail an einen Hörer verkündet, er wisse, »wer den Holocaust als PR erfunden hat«. Herman deutete daraufhin auf der Kopp-Internetseite an, Jebsen sei nur deshalb gefeuert worden, weil er den wahren Gründen von 9/11 auf der Spur sei: CIA und so, das Übliche. Und mal wieder weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll.
Der Jebsen-Herman-Fall zeigt erneut, dass am Ende stets zusammenwächst, was zusammengehört: Dort, wo Antisemitis-
mus gärt, ist in der Regel auch bald Anti-Amerikanismus zu finden – und umgekehrt. Dort, wo Verschwörungstheorien blühen, findet sich üblicherweise rasch auch Judenhass – und vice versa.
Das ganze Zeug wird verbreitet mit dem Tremolo eines »Und jetzt erzähle ich die wahre Geschichte!« Je schwächer eine Demokratie ist, desto mehr Verschwörungstheorien gibt es. Dass es solche Medien wie Kopp gibt, zeigt, wie viele Menschen lieber Lügen glauben, als sich mit der Komplexität der Welt zu befassen. Immerhin: Dass sich die Sender sowohl von Herman wie Jebsen trennten, macht Hoffnung. Manche Schutzmechanismen der Demokratie bei den Öffentlich-Rechtlichen greifen noch. Leidlich.
Der Autor ist Reporter bei der Tageszeitung »taz«.