Rund 1500 Menschen werden heute in Berlin zum anti-israelischen Al-Quds-Tag erwartet. Ab 14.30 Uhr werden die Demonstranten vom Adenauerplatz über den Kurfürstendamm bis zum Wittenbergplatz marschieren.
Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot von über 1000 Beamten im Einsatz. »Uns ist bewusst, dass durch die aktuelle Situation die Stimmung aufgeheizt ist. Wir berücksichtigen das bei der Einsatzplanung«, sagte ein Polizeisprecher der Jüdischen Allgemeinen. Er kündigte an, gegen mögliche antisemitische Ausfälle und Verstöße gegen Auflagen konsequent vorzugehen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit rief dazu auf, die Demonstration nicht für judenfeindliche Aktionen zu missbrauchen.
Pro-Israel Um 13.30 Uhr ist am George-Grosz-Platz eine Protestkundgebung mit rund 400 Demonstranten gegen den Al-Quds-Tag gestartet. Die Veranstalter haben die Demonstration ins Leben gerufen, um für einen demokratischen Nahen Osten Position zu beziehen und ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat zu beweisen. Zu der Gegenkundgebung haben unter anderem zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlin, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus und die Green Party of Iran aufgerufen.
»Der jedes Jahr inszenierte Quds-Tag ist eine der wichtigsten Machtdemonstrationen des iranischen Terrorregimes«, heißt es auf der Homepage der Gegenkundgebung. »Daran beteiligen sich in Deutschland auch immer wieder Antisemiten unterschiedlicher Ausrichtungen – aus dem offen neonazistischen Spektrum ebenso wie aus dem sogenannten antiimperialistischen linksextremistischen Spektrum.« Das verbindende Element dieser Gruppen mit den radikalen Islamisten sei die Feindschaft zu Israel, so die Veranstalter. »Dagegen wollen wir ein Zeichen setzen!«
Angriff Wie die Berliner Polizei mitteilte wurde am Donnerstagabend ein 18-Jähriger nach eigenen Angaben gegen 19.25 Uhr in der Augsburger Straße unvermittelt von einem Unbekannten in das Gesicht geschlagen.
Anschließend soll der Täter offenbar absichtlich auf die durch den Schlag heruntergefallene Brille des Mannes getreten sein. Der Jugendliche flüchtete in eine nahe gelegene Synagoge. Wie er vermutet, sei er wegen seiner Kippa angegriffen worden. Der Täter flüchtete unerkannt.
veranstalter In Deutschland wird der Al-Quds-Tag seit den 80er-Jahren begangen. Seit 1996 zieht die Hauptkundgebung auch durch Berlin. Zu den Organisatoren gehörten unter anderem das vom Iran gesteuerte Islamische Zentrum Hamburg (IZH). Auch das schiitische Webportal Muslim-Markt ruft regelmäßig zur Teilnahme auf. Seit 2003 ist die vom Verfassungsschutz beobachtete islamistische Gruppe »Quds-AG« des Berliner Vereins Islamische Gemeinde der Iraner in Berlin-Brandenburg Veranstalter. 2013 beteiligten sich etwa 800 Demonstranten.
Der Al-Quds-Tag geht auf den iranischen Revolutionsführer Ayatollah Chomeini zurück. Seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 fordern bei den Quds-Demonstrationen im Iran Jahr für Jahr Hunderttausende Menschen das Ende des jüdischen Staates. Fester Bestandteil der Demonstrationen sind Parolen wie »Tod, Tod Israel!« und »Befreit Jerusalem von den zionistischen Besatzern!«
Über Iran hinaus wird der Tag auch in vielen anderen Staaten der islamischen Welt begangen. Zumeist in denjenigen Ländern, die einen hohen schiitischen beziehungsweise palästinensischen Bevölkerungsanteil aufweisen. Und auch in der westlichen Welt wie USA, Kanada, Großbritannien, und Schweden gehen inzwischen Islamisten und Israelhasser an diesem Tag auf die Straße, um gegen Israel zu demonstrieren. kat/ppe/epd