Berlin

Al-Quds-Tag und Gegendemo

Al-Quds-Tag im Jahr 2013 Foto: Gershon Zukerman

Rund 1500 Menschen werden heute in Berlin zum anti-israelischen Al-Quds-Tag erwartet. Ab 14.30 Uhr werden die Demonstranten vom Adenauerplatz über den Kurfürstendamm bis zum Wittenbergplatz marschieren.

Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot von über 1000 Beamten im Einsatz. »Uns ist bewusst, dass durch die aktuelle Situation die Stimmung aufgeheizt ist. Wir berücksichtigen das bei der Einsatzplanung«, sagte ein Polizeisprecher der Jüdischen Allgemeinen. Er kündigte an, gegen mögliche antisemitische Ausfälle und Verstöße gegen Auflagen konsequent vorzugehen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit rief dazu auf, die Demonstration nicht für judenfeindliche Aktionen zu missbrauchen.

Pro-Israel Um 13.30 Uhr ist am George-Grosz-Platz eine Protestkundgebung mit rund 400 Demonstranten gegen den Al-Quds-Tag gestartet. Die Veranstalter haben die Demonstration ins Leben gerufen, um für einen demokratischen Nahen Osten Position zu beziehen und ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat zu beweisen. Zu der Gegenkundgebung haben unter anderem zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlin, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus und die Green Party of Iran aufgerufen.

»Der jedes Jahr inszenierte Quds-Tag ist eine der wichtigsten Machtdemonstrationen des iranischen Terrorregimes«, heißt es auf der Homepage der Gegenkundgebung. »Daran beteiligen sich in Deutschland auch immer wieder Antisemiten unterschiedlicher Ausrichtungen – aus dem offen neonazistischen Spektrum ebenso wie aus dem sogenannten antiimperialistischen linksextremistischen Spektrum.« Das verbindende Element dieser Gruppen mit den radikalen Islamisten sei die Feindschaft zu Israel, so die Veranstalter. »Dagegen wollen wir ein Zeichen setzen!«

Angriff Wie die Berliner Polizei mitteilte wurde am Donnerstagabend ein 18-Jähriger nach eigenen Angaben gegen 19.25 Uhr in der Augsburger Straße unvermittelt von einem Unbekannten in das Gesicht geschlagen.

Anschließend soll der Täter offenbar absichtlich auf die durch den Schlag heruntergefallene Brille des Mannes getreten sein. Der Jugendliche flüchtete in eine nahe gelegene Synagoge. Wie er vermutet, sei er wegen seiner Kippa angegriffen worden. Der Täter flüchtete unerkannt.

veranstalter In Deutschland wird der Al-Quds-Tag seit den 80er-Jahren begangen. Seit 1996 zieht die Hauptkundgebung auch durch Berlin. Zu den Organisatoren gehörten unter anderem das vom Iran gesteuerte Islamische Zentrum Hamburg (IZH). Auch das schiitische Webportal Muslim-Markt ruft regelmäßig zur Teilnahme auf. Seit 2003 ist die vom Verfassungsschutz beobachtete islamistische Gruppe »Quds-AG« des Berliner Vereins Islamische Gemeinde der Iraner in Berlin-Brandenburg Veranstalter. 2013 beteiligten sich etwa 800 Demonstranten.

Der Al-Quds-Tag geht auf den iranischen Revolutionsführer Ayatollah Chomeini zurück. Seit der islamischen Revolution im Jahr 1979 fordern bei den Quds-Demonstrationen im Iran Jahr für Jahr Hunderttausende Menschen das Ende des jüdischen Staates. Fester Bestandteil der Demonstrationen sind Parolen wie »Tod, Tod Israel!« und »Befreit Jerusalem von den zionistischen Besatzern!«

Über Iran hinaus wird der Tag auch in vielen anderen Staaten der islamischen Welt begangen. Zumeist in denjenigen Ländern, die einen hohen schiitischen beziehungsweise palästinensischen Bevölkerungsanteil aufweisen. Und auch in der westlichen Welt wie USA, Kanada, Großbritannien, und Schweden gehen inzwischen Islamisten und Israelhasser an diesem Tag auf die Straße, um gegen Israel zu demonstrieren. kat/ppe/epd

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 12.12.2024

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024

Berlin

Was die Bundesregierung gegen Antisemitismus tun will

Mehr Beauftragte, mehr Programme - und trotzdem mehr Judenhass. Der neue Bericht der Bundesregierung zeigt Fortschritte und Lücken bei der Bekämpfung von Antisemitismus auf. Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre

 12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024