Deutschland

Umfragehoch der AfD besorgt Demokraten

Andreas Voßkuhle war von 2010 bis 2020 Präsident des Bundesverfassungsgerichtes Foto: picture alliance/dpa/dpa Pool

Angesichts des wachsenden Zuspruchs für die AfD werden Warnungen vor einer Erosion der Demokratie in Deutschland lauter. Der Plan rechter Vordenker sei es, sämtliche Institutionen der liberalen Demokratie schrittweise auszuhöhlen: Justiz, Medien, Parlament und anderes mehr, sagte der Terrorexperte Peter Neumann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Andreas Voßkuhle, erklärte, die politischen Köpfe der AfD zielten »auf eine grundsätzliche Systemveränderung«.

Neumann warnte, es sei gefährlich, den Rechten »einfach mal eine Legislaturperiode« das Regieren zu überlassen. Sie würden das System »schleifen«, indem sie AfD-Sympathisanten an entscheidenden Stellen platzieren, sagte der Professor für Sicherheitsstudien am Londoner King’s College. So würde zwar am Ende noch ein demokratischer Anschein gewahrt. Aber letztlich hätten die Opposition oder die Medien dann keine Chance mehr, eine rechte Regierung noch effektiv zu kontrollieren, mahnte er.

Voßkuhle sagte dem »Tagesspiegel«, die AfD als stärkste Fraktion in einem oder mehreren Landtagen würde die politische Landschaft Deutschlands »umkrempeln«.

»Die Landtagswahlen 2024 müssen uns daher beunruhigen«, erklärte der Vorsitzende des Vereins »Gegen Vergessen - für Demokratie«. Es werde nicht leicht, die AfD als stärkste Kraft zu verhindern. Im September
2024 werden die Landtage in Sachsen, Thüringen und Brandenburg neu gewählt. Die AfD liegt dort in Umfragen deutlich in Führung.

Voßkuhle sieht den Fortbestand der Demokratie in Deutschland als nicht gesichert an. »Es kann durchaus sein, dass sich unsere westliche Demokratie nur als eine kurze Phase in der Geschichte der Menschheit erweist, ähnlich wie die attische Demokratie, und danach wieder die dunkle Zeit des Totalitarismus zurückkehrt«, sagte er: »Wer das nicht möchte, sollte sich für unsere Demokratie engagieren.«

Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, äußerte sich besorgt über eine Gefährdung der Demokratie. »Ich bin 67 Jahre alt und ich muss sagen, dass ich es vor 15, 20 Jahren fast nicht für denkbar gehalten hätte, dass wir in so eine Lage kommen«, sagte Stetter-Karp dem Portal »domradio.de« in einem am Donnerstag veröffentlichen Interview.

Stetter-Karp wiederholte im Interview mit dem Kölner Bistumssender ihre Position, wonach ein Mandat in der AfD mit einer Mitgliedschaft in katholischen Gremien und Wahlämtern nicht vereinbar ist. Sie sei froh darüber, dass sich leitende Geistliche wie der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, Kardinal Reinhard Marx und der Berliner Erzbischof Heiner Koch dazu im gleichen Sinne geäußert hätten. »Es gibt einzelne Bischöfe, bayerische Bischöfe, die das weichgezeichnet haben«, sagte Stetter-Karp und fügte hinzu: »Das halte ich, offen gesagt, politisch für naiv.« epd

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  09.03.2025 Aktualisiert

Iran

Ajatollah Chamenei erteilt Donald Trumps Angebot für Atom-Deal eine Absage

Das Atom-Abkommen läuft im Herbst aus, doch das Regime will nicht mit »rüpelhaften Persönlichkeiten« verhandeln

 09.03.2025

Judenhass auf dem Campus

Trump streicht Columbia University Zuschüsse in Millionenhöhe

Im vergangenen Sommer wurde die Elite-Uni von israelfeindlichen Aktivisten besetzt, die jüdische Studenten beschimpften und attackierten

 08.03.2025

Medien-Skandal

BBC zeigt Doku mit Kindern von Hamas-Terroristen

Der Film sollte auf das Leid von Kindern im Gazastreifen aufmerksam machen, doch er weist schwere handwerkliche Mängel auf

von Nils Kottmann  07.03.2025

Charlotte Knobloch

»Das Vertrauen in Politik und Museen ist erschüttert«

In die Debatte um den Umgang Bayerns mit NS-Raubkunst hat die 92-jährige Präsidentin der IKG München klare Worte gefunden

 07.03.2025

Würdigung

»Verbunden mit der wieder wachsenden jüdischen Gemeinschaft«

Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, dankt dem verstorbenen Bernhard Vogel für seinen jahrelangen Einsatz für das jüdische Leben in Deutschland

von Reinhard Schramm  07.03.2025

Kommentar

Harte Haltung gegen die Hamas

Dass US-Präsident Donald Trump sich mit freigelassenen Geiseln traf, ist mehr, als große Teile der israelischen Regierung tun

von Sabine Brandes  06.03.2025

Berichterstattung

Der mutige Kampf von Sarah Maria Sander

Die Reporterin Sarah Maria Sander wird bedroht. Der Grund: Sie berichtete über den Terror der Hisbollah in Nord-Israel

von Glenn Trahmann  06.03.2025

Ehrung

Margot Friedländer erhält Preis des Westfälischen Friedens

Der westliche Zusammenhalt bröckelt - eine prominent besetzte Konferenz in Münster knüpft an den Westfälischen Frieden an und berät über Kriege, Konflikte und Frieden. Einen Sonderpreis bekommt eine beeindruckende Frau

von Nicola Trenz  06.03.2025