Landtagswahlen

AfD gerade bei Jungwählern sehr beliebt

Die AfD ist in Thüringen und Sachsen gesichert rechtsextremistisch, Björn Höcke darf sogar »Faschist« genannt werden. Trotzdem ist die Partei bei Jungwählern beliebt. Foto: picture alliance/dpa

Mit 32,8 Prozent wurde die AfD in Thüringen stärkste Kraft – wenn es nach den Jungwählern ginge, wären die Rechtsextremen sogar noch stärker geworden. 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen gaben der Partei von Landeschef Björn Höcke ihre Stimme. Keine andere Partei kommt bei jungen Thüringern so gut an, bei keiner waren die Zuwächse im Vergleich zur Landtagswahl 2019 größer.

In Sachsen holte die AfD bei den 60- bis 69-Jährigen mit 34 Prozent die meisten Stimmen, machte aber bei den Jungwählern die meisten Zugewinne: Bei den 18- bis 24-Jährigen holte sie 31 Prozent der Stimmen, ein Zugewinn von 11 Prozentpunkten im Vergleich zur vorherigen Landtagswahl.

Woher kommt der Erfolg der AfD bei Jungwählern? Laut Generationenforscher Rüdiger Maas halten viele junge Menschen die Partei einfach nicht für rechtsextrem. »Die AfD wird nicht als unmittelbar rechtsextrem wahrgenommen«, sagte Maas der Deutschen Presse-Agentur. Viele junge Menschen schätzten sich selbst als politisch mittig ein, wählten dann aber AfD, so Maas, der kürzlich eine Studie zu dem Thema veröffentlicht hat.

Die klassische Aufteilung der Parteienlandschaft in links und rechts verliere für junge Wähler an Bedeutung, sagte er weiter. »Dadurch rutschen diese Extremparteien auch nicht an die Ränder.« Es gebe unter jungen Leuten auch eine hohe Toleranz gegenüber AfD-Wählern im Freundeskreis. »Uns haben viele junge Leute gesagt: ›Die Rechtsextremen tun uns nichts, die sind nicht böse‹. Diese Gefahr scheinen vor allem ältere Menschen zu sehen. Das wird völlig unterschätzt.«

»AfD-Themen funktionieren auf Social Media viel besser als SPD- oder CDU-Themen«

Ein ähnliches Bild wie in Sachsen und Thüringen erwartet Maas auch für die anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg. Der Erfolg der AfD in der Altersgruppe und die Normalisierung der Partei seien vor allem auf die Bespielung der sozialen Netzwerke zu erklären. »AfD-Themen funktionieren auf Social Media nun mal viel besser als SPD- oder CDU-Themen«, sagte Maas. Außerdem habe die Partei gezielt Influencer aufgebaut, die eine große Reichweite erlangten. 

Junge Menschen nähmen auch befeuert durch Social Media die AfD eher als eine Partei wahr, die von anderen stark benachteiligt werde. »Da gibt es wenig Korrektiv.« Keine Rolle spiele für viele hingegen, dass die Partei aktuell gar keine realen Koalitionsoptionen in den Ländern habe. »Das kriegt man auf Social Media auch nicht so mit.«

Andere Parteien hätten da nur eine Chance, wenn sie schnell viel Geld investierten und ebenfalls auf reichweitenstarke Persönlichkeiten im Netz setzten, so Maas. 

Mit Blick auf Brandenburg sagte er aber auch: »Man darf nie unterschätzen, wie schnell Themen viral gehen können.« Bestes Beispiel sei Armin Laschets Lachen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, das als Mitgrund für dessen spätere Niederlage als CDU-Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2021 gilt. ja/dpa

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 12.12.2024

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024

Berlin

Was die Bundesregierung gegen Antisemitismus tun will

Mehr Beauftragte, mehr Programme - und trotzdem mehr Judenhass. Der neue Bericht der Bundesregierung zeigt Fortschritte und Lücken bei der Bekämpfung von Antisemitismus auf. Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre

 12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024