Studie

AfD dominiert TikTok im Parteienvergleich

Der einstige Spitzenkandidat der AfD bei den Europawahlen war auf TikTok sehr erfolgreich: Maximilian Krah Foto: JA

Die AfD hat einer Studie zufolge auf TikTok vor den ostdeutschen Landtagswahlen deutlich mehr Reichweite erzielt als andere Parteien. Die AfD sei auf der Social-Media-Plattform bei den Erstwählerinnen und Erstwählern doppelt so erfolgreich gewesen wie alle anderen Parteien zusammen, teilte die Universität Potsdam am Montag unter Verweis auf die Studie mit. Im Durchschnitt erhalte die junge Wählergruppe täglich ein Video auf TikTok, das AfD-Inhalte thematisiert. Studienkoordinator Roland Verwiebe nannte die Ergebnisse alarmierend.

Der Sozialwissenschaftler betonte, die Studie zeige, wie es vor allem die AfD relativ einfach schaffe, »junge Menschen zu erreichen, die kein starkes Interesse an Politik auf TiKTok angeben und sich auch nicht explizit für bestimmte Parteien interessieren«. Der Content, der vom Algorithmus der Plattform ausgespielt werde, benachteilige andere Parteien, die zum moderaten Spektrum zählen, massiv. Der deutliche Anstieg der Wahlstimmen in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen für die AfD in Thüringen und Sachsen bei den Landtagswahlen am Sonntag spiegele die Social-Media-Dominanz der Partei bei den Erstwählerinnen und -wählern wider.

Auch die Inhalte des BSW würden der Studie zufolge auf dem Videoportal stark von Erstwählern und Erstwählerinnen konsumiert, hieß es weiter. Die neue Partei übertreffe die etablierten Parteien deutlich in ihrer Sichtbarkeit. Die AfD erzeuge zugleich sehr viel Diskussionen auf dem Videoportal. Hashtags, die mit der Partei in Verbindung gebracht werden, seien doppelt so häufig in den Feeds von Erstwählenden der Untersuchungsproben vertreten gewesen wie die Hashtags anderer Parteien.

Für die Studie wurden mehr als 75.000 Video-Beiträge auf TikTok analysiert

Im Durchschnitt sehe die junge Wählergruppe wöchentlich neun Videos, die AfD-Inhalte thematisieren, hieß es weiter. Auf dem zweiten Platz lägen das BSW und die CDU mit einem Video pro Woche. Alle anderen Parteien seien bedeutend seltener in den Feeds von Erstwählerinnen und Erstwählern zu finden.

Die offiziellen TikTok-Kanäle der AfD haben den Angaben zufolge mit mehr als 730.000 Followern zudem deutlich mehr Reichweite als die Kanäle anderer Parteien. Diese Parteien hätten in den acht Wochen vor den Wahlen genauso viele oder sogar mehr Beiträge auf TikTok veröffentlicht, mit denen sie jedoch nur eine geringe Sichtbarkeit in den Feeds der Erstwählenden erzielt hätten, hieß es. So seien über offizielle AfD-Accounts rund 160 Videos verbreitet worden. Bei der SPD seien es mehr als 200, bei Grünen und Linken jeweils mehr als 160 Videos gewesen.

Lesen Sie auch

Für die Studie wurden den Angaben zufolge zwischen dem 13. August und dem 1. September mehr als 75.000 Video-Beiträge auf TikTok analysiert. Diese seien über zu Forschungszwecken angelegte Nutzerprofile von insgesamt 30 Personen aller Geschlechter aus Sachsen, Brandenburg und Thüringen erhoben worden, die parteilos und ohne politische Präferenzen aufgetreten seien, hieß es. Die Beteiligten hätten mehrheitlich dem Jahrgang 2006 angehört. Von den 75.000 untersuchten Videos hätten rund 2.000 eine explizit politische Ausrichtung gehabt. Zusätzlich seien Videos der offiziellen Partei-Kanäle untersucht worden. epd

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 12.12.2024

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024

Berlin

Was die Bundesregierung gegen Antisemitismus tun will

Mehr Beauftragte, mehr Programme - und trotzdem mehr Judenhass. Der neue Bericht der Bundesregierung zeigt Fortschritte und Lücken bei der Bekämpfung von Antisemitismus auf. Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre

 12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024