Europaparlament

»Absoluter Skandal«

Europaparlament in Straßburg Foto: dpa

Der Europaabgeordnete Udo Voigt von der rechtsextremen NPD ist diese Woche in den EU-Parlamentsausschuss für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres aufgenommen worden. Vertreter jüdischer Verbände und Organisationen zeigten sich empört. Voigt, von 1996 bis 2011 Vorsitzender der NPD, ist seit der Europawahl im Mai der erste Abgeordnete seiner Partei im Europäischen Parlament.

Zentralrat Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, zeigte sich empört. In einer Stellungnahme forderte Graumann, »dass sich Politiker und die gesamte deutsche Gesellschaft noch stärker gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus aussprechen.« Dazu gehöre auch, so der Zentralratspräsident, dass endlich das Verbot der rechtsextremen Partei NPD durchgesetzt werde. Es sei tragisch genug, dass die NPD nunmehr einen Platz im Europaparlament habe und zusammen mit den anderen dort vertretenen antisemitischen Parteien auf europäischer Ebene ihr Unheil treiben könne. »Dass der antisemitische ehemalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt seit dieser Woche sogar im Ausschuss für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres sitzt, ist ein absoluter Skandal«, erklärte Graumann.

Moshe Kantor, Präsident des Europäisch-Jüdischen Kongresses (EJK), sagte: »Es spricht nicht für das Europaparlament, dass Leute im Ausschuss für Bürgerliche Freiheiten sitzen, die sich den bürgerlichen Freiheiten nicht nur nicht verpflichtet fühlen, sondern diese auch unterwandern wollen und die in ihrer gesamten politischen Laufbahn eine rassistische und intolerante Agenda verfolgt haben.«

Widerstand Parlamentspräsident Martin Schulz versicherte, dass es im Europaparlament keinen Platz für Rassisten und Antisemiten geben dürfe: »Jeder, der den Holocaust leugnet und gegen Menschenwürde, Demokratie und Vielfalt ist, wird bei mir auf großen Widerstand stoßen.«

Den fraktionslosen Abgeordneten, zu denen der 62-jährige Voigt gehört, wird eine feste Zahl von Ausschusssitzen zugeteilt, die unter ihnen verteilt wird. So kam der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Voigt nun in den Ausschuss, dessen Aufgabe unter anderem die Bekämpfung des Rechtsextremismus ist.

Leugnung Voigt, der gegenüber iranischen Journalisten das Ausmaß der Schoa leugnete und von »maximal 340.000« Ermordeten sprach, stand in Deutschland mehrfach wegen verschiedener politischer Straftaten vor Gericht. Er verherrlichte die Waffen-SS und nannte Adolf Hitler einen »großen deutschen Staatsmann«. In einem Gutachten des Münchener Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) wird das politische Programm von Voigts NPD als weitestgehend identisch mit der Ideologie der NSDAP unter Hitler analysiert.

Der Bundesrat reichte auf dieser Basis Ende 2013 beim Bundesverfassungsgericht einen neuen Antrag auf Verbot der NPD ein. Ein erstes Verbotsverfahren war 2003 gescheitert, nachdem bekannt geworden war, dass in den Führungsgremien der Partei auch V-Leute des deutschen Inlandsgeheimdienstes saßen.

Berlin

Baerbock über Bibas-Familie: »Ihr Schmerz ist kaum zu ertragen«

Die Außenministerin kritisierte auch die Hamas dafür, die lebenden Geiseln vorzuführen

 22.02.2025

Deutschland

Kontrollverlust

Viele Menschen fühlen sich nicht mehr sicher. Die Politik muss nach der Wahl endlich handeln, fordert unser Autor Marcel Reif

von Marcel Reif  22.02.2025

Berlin

Berlinale gedenkt Opfers des Angriffs am Holocaust-Mahnmal

Am Vorabend wurde ein spanischer Tourist von einem syrischen Flüchtling, der Juden töten wollte, mit einem Messer angegriffen

 22.02.2025

Berlin

Polizei vereitelt mutmaßlichen Anschlagsplan auf israelische Botschaft

In der Potsdamer Wohnung des Tatverdächtigen fand die Polizei Sprengstoff

 22.02.2025

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal – Täter wollte Juden töten

Ein syrischer Flüchtling stach einem spanischen Touristen in den Hals. Der Zustand des Opfers soll stabil sein

von Birgit Zimmermann, Matthias Arnold  22.02.2025

USA

Hitlergruß: Nach Musk nun Bannon?

Steve Bannon, einst Chefideologe von Donald Trump, hat bei einer Rede vor rechten Aktivisten eine umstrittene Geste gezeigt

von Michael Thaidigsmann  21.02.2025

Berlin

»Welt«-Gruppe gedenkt der Bibas-Familie

»All jene, die in Deutschland den Islamismus verharmlosen oder relativieren, sollten in die Gesichter der Bibas Kinder sehen«, betont »Welt«-Chefredakteur Jan Philipp Burgard

 21.02.2025

Interview

Haben Sie genug für Israel und für Juden in Deutschland getan, Herr Bundeskanzler?

Olaf Scholz (SPD) über die deutsche Staatsräson, seine Grünen-Koalitionspartner und die Bilanz der Ampel-Regierung bei jüdischen Themen

von Mascha Malburg, Philipp Peyman Engel  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025