Hitlers Geburtshaus

Abriss oder Umgestaltung?

Das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau Foto: dpa

Nun sind die Architekten am Zug. Nachdem Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka zunächst mit der Ankündigung überrascht hatte, das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau (Oberösterreich) werde abgerissen, ruderte er einen Tag später zurück.

Die von Sobotka eingesetzte Expertenkommission, der neben Historikern auch Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, angehörte, hatte eine Umgestaltung sowie eine sozial-karitative oder behördlich-administrative Nutzung des Hauses empfohlen. Zugleich wies sie darauf hin, dass ein Abriss mit anschließender leerer Fläche so interpretiert werden könnte, dass Österreich die Geschichte des Ortes leugnen wolle.

Symbolkraft »Ich teile die Ansicht der Kommission, wonach eine tief greifende architektonische Umgestaltung sinnvoll ist, um sowohl den Wiedererkennungswert als auch die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft zu unterbinden«, hielt Sobotka schließlich in einem offiziellen Statement fest.

Wie auch immer das Gebäude nach seiner Neugestaltung genutzt werde: Es dürfe keinerlei Verbindung zur Person Adolf Hitler bestehen bleiben, »da ansonsten der Mythos des Geburtshauses fortgeschrieben werden würde«. Die Enteignung der Immobilie, die sich in privatem Besitz befindet, von der öffentlichen Hand aber seit Jahrzehnten angemietet worden war, ist bereits eingeleitet worden.

Eine klare Absage haben die Experten einer musealen Nutzung erteilt. Die führe »zu einer weiteren Assoziierung des Orts mit der Person Hitlers«, und das bedeute zugleich die Gefahr, »auf verpönte Personen und Gruppierungen weiterhin unerwünschte Anziehungskraft auszuüben«, wie es im Abschlussbericht der Kommission heißt.

Die Nutzung des Gebäudes müsse daher »darauf gerichtet sein, die Symbolik des Ortes zu durchbrechen, indem ein gegenteiliges Zeichen gesetzt wird«. Der Politologe Andreas Maislinger setzt sich seit vielen Jahren für die von dem Journalisten und PR-Berater Reinhold Klika geborene Idee eines »Hauses der Verantwortung« ein. Maislinger geht es darum, aus dem Geburtshaus Hitlers einen Ort zu machen, an dem junge Menschen aus aller Welt dazu angeregt werden, miteinander zu diskutieren, sich der Vergangenheit zu stellen und dabei in die Zukunft zu schauen.

Denkmalschutz Allerdings erteilte die Kommission, an der sich der Innenminister nun orientiert, nicht nur der musealen Nutzung eine klare Absage, sondern eben auch solchen edukativen Projekten. Sicher ist bis dato nur, dass das Haus mit Adresse Salzburger Vorstadt 15 enteignet wird. Wie es künftig aussehen und wie es genutzt wird, wird sich zeigen. Wahrscheinlich wird sich auch der Denkmalschutz melden, denn das Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Der Generalsekretär der IKG Wien, Raimund Fastenbauer, hatte in der Vergangenheit einen Abriss präferiert. Deutsch hat jetzt durch die Mitwirkung in der Kommission die nun angepeilte Umgestaltung mitgetragen. Eines ist allen, die nun entschieden haben, jedenfalls wichtig: Der Ort darf keine Sympathisanten des Nationalsozialismus mehr anziehen.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  16.04.2025

Eren Güvercin

Wo sind die Gelehrten, die der Fatwa gegen Israel widersprechen?

Ein ranghoher Geistlicher erklärt den Kampf gegen Israel zur Pflicht eines jeden Muslims. Kritik an diesem offenen Terroraufruf sucht man bei deutschen Islamverbänden vergeblich

von Eren Güvercin  16.04.2025

Finanzhilfe

Zentralrat: UNRWA darf in seiner derzeitigen Form keine Zukunft haben

Das Hilfswerk für die Palästinenser in Gaza steht nach zahlreichen Terrorvorfällen massiv in der Kritik

 16.04.2025

Berlin

Hisbollah-Anhänger bei Razzia in Neukölln festgenommen

Der Mann habe sich nach den Hamas-Massakern im Libanon ausbilden lassen, um gegen Israel zu kämpfen

 15.04.2025

Krieg in Gaza

»Fatwa«: Islamische Gelehrte rufen zum Dschihad gegen Israel auf

Ein in London ansässiger Verband hetzt gegen Israel. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft sieht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit auch in Deutschland

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  15.04.2025 Aktualisiert

Joshua Schultheis

Im Krieg braucht es ein Korrektiv

Das israelische Militär will den verheerenden Angriff auf Krankenwagen in Gaza untersuchen. Es geht um viel: die Glaubwürdigkeit der Armee, Gerechtigkeit für die Toten und darum, sinnloses Leid künftig besser zu verhindern

von Joshua Schultheis  15.04.2025

Buchenwald-Gedenken

»Nehmen wir doch bitte das Gift aus der Debatte!«

Nach dem Eklat um die abgesagte Rede Omri Boehms sieht sich Jens-Christian Wagner scharfer Kritik seitens des israelischen Botschafters ausgesetzt. Wie blickt der Gedenkstättenleiter auf die heftige Diskussion der vergangenen Tage? Ein Interview

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025 Aktualisiert

Berlin

Rekordzahl an Fällen von Hass auf Sinti und Roma

Hass und Diskriminierung in Bezug auf Sinti und Roma bleiben in der Hauptstadt auf einem erschreckend hohen Niveau. Dabei werden nicht einmal alle Fälle erfasst

 15.04.2025