Ramallah

Abbas schändet erneut Andenken an Schoa-Opfer

Mahmud Abbas im August 2022 im Bundeskanzleramt in Berlin Foto: IMAGO/Christian Spicker

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas macht mit neuerlichen antisemitischen Statements von sich reden. In einer Rede vor führenden Mitgliedern seiner Fatah-Partei Ende August säte der 87-Jährige israelischen Angaben zufolge erneut Zweifel am eliminatorischen Judenhass der Nationalsozialisten.

Hitler und die Nazis hätten die Juden wegen ihrer gesellschaftlichen Rolle als Geldleiher und Wucherer bekämpft und nicht allein deshalb, weil sie Juden gewesen seien. Andere Erklärungen für den Holocaust, wie sie in »jüdischen Büchern« zu finden seien, seien falsch, erklärte Abbas vor dem Revolutionsrat der Fatah, deren Vorsitzender er ebenfalls ist.

Weiter behauptete der Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) laut einer Übersetzung der israelischen Botschaft in Deutschland, aschkenasische Juden seien gar keine Semiten. Er sprach von einer Konversion eines tatarischen Königreichs zum Judentum im Jahr 900. Das Reich sei im 11. Jahrhundert zusammengebrochen. Diese Juden seien daraufhin in das Gebiet des heutigen Russlands und nach Osteuropa ausgewandert.

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Die Aschkenasim hätten deshalb keinen Anlass, von Antisemitismus zu reden, denn sie seien keine Semiten. Nur die orientalischen Juden seien historisch im Nahen und Mittleren Osten ansässig, so Abbas weiter.

VERGLEICH Israels erster Ministerpräsident David Ben-Gurion (ein aschkenasischer Jude) habe die orientalischen Juden dann gezwungen, nach Palästina auszuwandern. In Ben-Gurions Namen seien Kämpfer in den Irak geschickt worden, um dort »zu töten, zu zerstören und Sprengstoff in Synagogen und an allen möglichen Orten anzubringen, um die irakischen Juden zur Auswanderung zu zwingen.« Zuerst hatte der israelische TV-Sender »Channel 13« über die Rede berichtet.

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Es ist nicht das erste Mal, dass Abbas mit derartigen Aussagen Furore macht. Im vergangenen Jahr hatte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Olaf Scholz einen Vergleich zwischen der Schoa und dem Verhalten Israels gegenüber den Palästinensern gezogen und von »50 Holocausts« gesprochen und große Empörung ausgelöst.

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Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, verurteilte Abbas‹ Aussagen scharf. »Diese neuerlichen Äußerungen sind entsetzlich.« Worte allein reichten aber nicht aus, so Prosor in einer Pressemitteilung. »Wir müssen hart gegen die Hetze vorgehen, die mit antisemitischen Schulbüchern beginnt und mit der Ermordung von Juden endet.«

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, schrieb auf X (ehemals Twitter): »Solches Zeug sagt und schreibt Abbas seit seiner Doktorarbeit in Moskau. Es zeigt den ganz normalen Antisemitismus der ›gemäßigten‹ palästinensischen Kräfte.«

Beck forderte die Bundesregierung und insbesondere Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) auf, zu den Äußerungen von Abbas klar Stellung zu beziehen. Auch die SPD und die Jungsozialisten müssten sich zur Positionierung des Chefs der Fatah-Partei äußern, so Beck, da diese Mitglied in der sozialistischen Parteienfamilie sei.

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Deutschlands Botschafter in Israel, Steffen Seibert, reagierte am Nachmittag auf die Aussagen von Abbas und verurteilte diese scharf. »Die jüngste Erklärung von Präsident Abbas über die Juden und den Holocaust ist eine Beleidigung für die Erinnerung an Millionen ermordeter Männer, Frauen und Kinder. Die Palästinenser verdienen es, von ihrem Führer die historische Wahrheit zu hören und nicht solche Verzerrungen«, schrieb Seibert auf X.

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, sagte dieser Zeitung: »Angesichts der chronischen Verfehlungen und eines seit eh und je inakzeptablen Antisemitismus von Palästinenserpräsident Abbas wäre es Zeit, in Brüssel und den Hauptstädten der EU darüber nachzudenken, ob man einen solchen Holocaustrelativierer und Hassprediger überhaupt noch empfangen und hofieren sollte. Dieser aggressive Antisemitismus hilft garantiert nicht der palästinensischen Sache.»mth

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