Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) hat die langjährige zivilgesellschaftliche Arbeit gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus in Berlin gewürdigt.
Mit Projekten wie der Opferberatung ReachOut, der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) und dem Mobilen Beratungsteam Berlin (MBT) sei es gelungen, »ein allzu freches Auftreten von organisiertem Rechtsextremismus in unserer Stadt zurückzudrängen«, sagte Behrendt am Mittwoch anlässlich des 20-jährigen Bestehens der drei Organisationen. In Berlin sei es Rechten in dieser Zeit nicht gelungen, in ähnlicher Weise wie in anderen Teilen Deutschlands Fuß zu fassen.
förderung Zugleich verwies Behrendt darauf, dass sich die Förderung der zivilgesellschaftlichen Arbeit in Berlin von 3,2 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 8,9 Millionen Euro in 2021 fast verdreifacht habe.
ReachOut, MBR und MBT wurden im Jahr 2001 gegründet. Sie bieten Prävention gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus sowie Beratung für Betroffene und Interessierte.
Die Arbeit der Beratungsstellen sei »so notwendig wie nie zuvor in ihrem Bestehen«, bilanzierte Bianca Klose von der MBR.
Die Arbeit der Beratungsstellen sei »so notwendig wie nie zuvor in ihrem Bestehen«, bilanzierte Bianca Klose von der MBR. Vor 20 Jahren sei Rechtsextremismus vor allem als ostdeutsches Phänomen wahrgenommen worden. Mittlerweile sitze etwa die AfD in den Parlamenten, rechte Alternativmedien politisierten und radikalisierten. Und auch bei rassistischen und verschwörungsideologischen Mobilisierungen bildeten sich neue Allianzen. »Rechter Terror war so tödlich wie lange schon nicht mehr. In kurzer Zeit gab es Lübcke, Halle und Hanau«, sagte Klose.
gesellschaft Es habe sich mittlerweile bestätigt, »dass Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Rassismus und Antisemitismus nicht an irgendwelchen vermeintlichen Rändern der Gesellschaft entstehen, sondern in ihrer Mitte«, betonte Klose. Sie verwies darauf, dass die Beratungsstellen auch als Frühwarnsystem dienten. So habe etwa die MBR frühzeitig Einschätzungen von »sogenannten Hygienedemos und lange vor dem sogenannten Sturm auf dem Reichstag« veröffentlicht und darauf aufmerksam gemacht, »was sich dort zusammenbraut«.
Seit 2001 seien mehr als 3800 rechte, rassistische oder antisemitische Angriffe in Berlin bekannt geworden, betonte Sabine Seyb von ReachOut. Über 1850 Ratsuchende hätten bei der Beratungsstelle Unterstützung gefunden. Insgesamt hätten rund 9100 Unterstützungsleistungen – vom Erstgespräch bis zur Begleitung einer Gerichtsverhandlung – gewährt werden können. Die Angriffszahlen sowie die Beratungszahlen würden dennoch weiter steigen und zeigten nur einen Teil dessen, was in Berlin passiere.
Seit 2001 wurden mehr als 3800 rechte, rassistische oder antisemitische Angriffe in Berlin bekannt.
Seyb rief die Politik dazu auf, die Perspektive der von rechten, rassistischen und antisemitischen Angriffen Betroffenen ernst zu nehmen. Mit Blick auf institutionellen Rassismus in Polizei, Justiz oder Schulen würden unabhängige Beschwerdestellen gebraucht.
Ann-Sofie Susen vom MBT erklärte, »keine andere Stadt in Deutschland vereint so sichtbar eine Gesellschaft der Vielfalt wie Berlin«. Die ernsthafte Anerkennung der Pluralisierung der Gesellschaft führe auch zu Konflikten und müsse proaktiv gestaltet werden. Die MBT engagiere sich deshalb für eine diversitätsorientierte und diskriminierungssensible Kompetenzvermittlung. epd