Rückblende

1992: Heinz Galinski gestorben

Heinz Galinski Foto: dpa

Er war das Urgestein der deutsch-jüdischen Gemeinschaft, als er 1988 wieder an die Spitze des Zentralrats gewählt wurde. 1945 als Auschwitz-Überlebender nach Berlin gekommen, war der damals 33-jährige Heinz Galinski von Anfang an aktiv in den Belangen der Jüdischen Gemeinde, deren Vorsitzender er 1949 wurde.

Am Tage nach seinem Tode im Juli 1992 erschien eine Boulevardzeitung mit einem großen Kreuz auf der Titelseite neben Heinz Galinskis Namen. Nicht genug, dass man ihn nachträglich mit Weihwasser beträufelte, man machte ihn auch noch zum Kleinbürger, der nichts lieber hatte als seine Hertha und seine Kakteen.

Die Wahrheit war freilich komplizierter. Galinski hatte sein ganzes Leben dem Aufbau und Ausbau der Gemeinde gewidmet. Er glaubte an eine Zukunft jüdischen Lebens in Berlin und in Deutschland, als die meisten daran zweifelten. Das neue Gemeindehaus in der Fasanenstraße war ab Ende der 50er-Jahre Dreh- und Angelpunkt jüdischen Lebens, und in Galinskis Büro liefen alle Fäden zusammen.

ost-west Galinski äußerte seine Meinung stets klar. Als Mahner gegen das Vergessen wurde er zum Feindbild all derer, die einen Schlussstrich ziehen wollten. Auch im innerjüdischen Kontext hatte er seine Gegner. Während der antisemitischen Stimmung in der DDR 1952/53 setzte er die Trennung der bis dahin bestehenden Einheitsgemeinde von Ost- und West-Berlin durch, auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen. Je länger er im Amt war, desto lauter wurden die Rufe nach einer Wachablösung wegen autoritärer Tendenzen in der Gemeindeführung. Doch Galinski wurde bis zu seinem Ableben immer wieder ins Amt gewählt.

Im Zentralrat, dem er in seinen frühen Jahren vorstand, wurde er allerdings seit Mitte der 60er-Jahre an den Rand gedrängt. Sein Dauerrivale war Werner Nachmann. Als nach Nachmanns Tod 1988 bekannt wurde, dass dieser als Zentralratsvorsitzender Wiedergutmachungsgelder veruntreut hatte, wurde Galinski gerufen, um wieder saubere Verhältnisse herzustellen.

Als neuer Vorsitzender scheute er niemals den Konflikt, auch nicht während der unglücklichen Rede des damaligen Bundespräsidenten Philipp Jenninger zum 50. Jahrestag des Novemberpogroms. Eigentlich hätte Galinski diese Rede halten sollen, war aber übergangen worden. Während aller Konflikte stand ihm seine Frau Ruth stets zur Seite.

Zeitlebens entging er unverletzt den Attentatsversuchen der Neonazis, die ihn auch nach seinem Tod nicht in Ruhe ließen. Mit Sprengstoffanschlägen schändeten sie sein Grab. Seiner Erinnerung freilich, die unter anderem in der Heinz-Galinski-Schule weiterlebt, konnten sie nichts anhaben.

Wien

Österreichs Außenminister kritisiert Haftbefehle gegen Israelis

Die Entscheidung schadet der Glaubwürdigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs, unterstreicht der ÖVP-Politiker

 21.11.2024

Paris

Frankreich zu Netanjahu-Haftbefehl: »Wir respektieren die internationale Justiz«

Das französische Außenministerium hat zum umstrittenen Entscheid des Internationalen Strafgerichtshofs Stellung bezogen

 21.11.2024

Social Media

Auschwitz-Komitee zieht sich von Plattform X zurück

Überlebende des Holocaust empfinden den antisemitischen Hass auf X als zunehmend bedrohlich

 21.11.2024

Meinung

Der Internationale Strafgerichtshof und die Kampagne gegen Israel

Bei den Haftbefehlen gegen Netanjahu und Gallant geht es um Politik und nicht um Recht

von Volker Beck  21.11.2024

Berlin

Schuster Calls Arrest Warrant Against Netanyahu »Absurdity«

The President of the Central Council of Jews calls on the German government to oppose this decision

 21.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

Zentralrat der Juden nennt Haftbefehl gegen Netanjahu »Absurdität«

Josef Schuster fordert die Bundesregierung dazu auf, sich gegen diese Entscheidung zu stellen

 21.11.2024

Jerusalem

Israels Präsident verurteilt Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant

Zahlreiche Regierungs- und Oppositionspolitiker schließen sich der Kritik an

 21.11.2024 Aktualisiert

Den Haag

Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant erlassen

Der Internationale Strafgerichtshof hat am Donnerstag einem Antrag des Chefanklägers Karim Khan stattgegeben

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Berlin

Touristengruppe an Bushaltestelle antisemitisch beleidigt

Der Staatsschutz ermittelt

 21.11.2024