Um die Erinnerung an Personen, Institutionen und Ereignisse über Generationen hinweg zu bewahren, bedarf es historischer Quellen. Deren Aufbewahrung war seit jeher eine wichtige Aufgabe jüdischer Gemeinden. Über Jahrhunderte hinweg wurden sie weniger aus historischem Interesse als aus religiöser Ehrfurcht gesammelt. Dafür dienten die sogenannten Genisot, die oftmals in Dachkammern von Synagogen untergebracht waren und erst Generationen später wiederentdeckt wurden.
Die bekannteste Genisa wurde in Kairo Ende des 19. Jahrhunderts wiedergefunden und legte einen bis heute noch nicht ganz erschlossenen Schatz mittelalterlicher jüdischer Dokumente frei. Aber auch in vielen Landsynagogen in Deutschland wurden Genisot gefunden, die die lokale Geschichte wieder freilegten.
zerstört In unserer Zeit dienen moderne Archive zur Aufbewahrung solcher Dokumente. Jüdische Gemeinden sorgten dafür oftmals selbst, doch zumeist ohne professionelle Betreuung. Daher wurde 1905 das Gesamtarchiv der deutschen Juden eingerichtet, in dem unter professioneller Aufsicht die Bestände zahlreicher Gemeinden geordnet und aufbewahrt wurden. Wie viele andere Archi ve ist auch dieses zum großen Teil in der NS-Zeit zerstört worden, beziehungsweise verloren gegangen.
Nach dem Krieg haben die neu aufgebauten jüdischen Gemeinden zumeist mehr schlecht als recht ihre neuen Bestände geordnet. Oft lagen sie in feuchten Kellern, gerieten in Abstellkammern in Vergessenheit oder wurden schlichtweg weggeworfen.
Um auch zukünftigen Generationen ein Bild der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte geben zu können, richtete der Zentralrat 1987 das Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland ein, in dem ein wachsender Bestandteil von Akten jüdischer Gemeindeeinrichtungen wie auch Personenbestände lagern. Die Geschichte der Juden in Deutschland nach 1945 ohne Sichtung dieses Archivs zu schreiben, wäre heute unmöglich.
professionell Leider haben sich noch immer nicht alle jüdischen Gemeinden und Landesverbände dazu entschlossen, ihre Bestände nach Heidelberg abzugeben, wo sie unter der fachkundigen Leitung von Peter Honigmann professioneller und fachgerechter aufbewahrt – und nach Wunsch auch unter Verschluss gehalten werden können –, als dies in den jeweiligen Gemeinden der Fall ist.
Seit Einweihung des neuen Gebäudes der Hochschule für Jüdische Studien im Jahre 2009 ist auch das Archiv dort untergebracht und symbolisiert damit nicht nur den Wiederaufbau jüdischen Lebens in Deutschland, sondern den Willen, dauerhafte historische Spuren zu hinterlassen.