Freiburg

19-Jähriger antisemitisch beleidigt

Der Angreifer bespuckte die Kippa und warf sie dann in den Mülleimer.

Der 19-jährige Student Samuel K. ist am Dienstagabend in einem Freiburger Fitnessstudio von einem Unbekannten angegangen und beleidigt worden. Samuel K. schilderte der Jüdischen Allgemeinen den Vorgang. Danach sei er beim Training gewesen und habe kurz die Umkleide aufgesucht. In der Umkleide habe ihn ein Mann angegriffen: »Er hat mich von hinten überrumpelt, meine Kippa heruntergerissen und darauf gespuckt.« Zudem habe er »dreckiger Jude« und »Free Palestine« gerufen, schließlich die Kippa in den Mülleimer geworfen. 

Mehrere Personen hätten das gesehen, seien aber nicht eingeschritten. Erst als ein unbeteiligter älterer Mann hereinkam und sich dem Angreifer in den Weg stellte, habe dieser von ihm abgelassen. Dann habe der Angreifer das Fitnessstudio schnell verlassen.

Ermittlungen Die Polizei bestätigte, wegen Verdachts der Beleidigung zu ermitteln. Der Staatsschutz sei eingeschaltet. Man sei optimistisch, den Tatverdächtigen zu ermitteln und die Hintergründe aufzuklären.

Auf Facebook postete Samuel K. den Aufruf »Aufstehen gegen Antisemitismus!« und schrieb: »Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, und ich sehe mich irgendwie als Teil dieses Landes, und es sind Menschen! Warum kann ich nicht offen jüdisch sein und in das gleiche Fitnessstudio gehen wie alle anderen, ohne um mein Leben zu fürchten?«

ANTISEMITISMUSBEAUFTRAGTER Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, war am Donnerstagabend zu einem Vortrag »Warum Antisemitismus uns alle angeht« in Freiburg.

Der Jüdischen Allgemeinen sagte er, er begrüße es sehr, dass Samuel K. den Vorfall zur Anzeige gebracht und öffentlich gemacht habe: »Das erfordert Mut und Zivilcourage. Nur so können Täter ‎von der Polizei ermittelt und einem Strafverfahren zugeführt werden. Wenn antisemitische Angreifer empfindliche Strafmaßnahmen zu spüren bekommen, gibt es die Chance, dass sich tatsächlich etwas zum Positiven ändert.«

ELES Unterdessen hat Jo Frank, Geschäftsführer des Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerkes (ELES), das Samuel K. als Stipendiaten unterstützt, ein Treffen aller 13 Begabtenförderungswerke am Abend des 9. November in Freiburg angekündigt: »Es muss endlich mehr geschehen, um Antisemitismus zu bekämpfen. Wir treten füreinander ein und nehmen nicht hin, dass Stipendiat_innen aufgrund ihrer Religion, Herkunft, sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts angegriffen werden.« Für diese Solidarität sei er sehr dankbar, sagt Samuel K. »Es ist gut zu wissen, dass man als Opfer einer solchen Tat von ELES konkret unterstützt wird.«

Wie ELES am Montag mitteilte, kamen dazu rund 180 Gäste im Neuen Gewerkschaftshaus zusammen, unter ihnen auch Martin Horn, Oberbürgermeister von Freiburg. Schirmherr war Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter Michael Blume. Er erklärte: »Ich bin dankbar, dass dieser Vorfall auch als Aufruf zur Solidarität verstanden wurde. Antisemitische Angriffe sind auch, aber nicht nur ein Thema der Polizei, sondern eine Frage des Zusammenhalts der Gesellschaft.«

Jo Frank dankte für die Unterstützung: »Dass so viele dieser jungen Menschen sich mit Samuel solidarisch zeigen, beweist, dass sie füreinander und für eine offene Gesellschaft eintreten und Verantwortung übernehmen.«   ja/dpa

Bremen

»Die israelische Demokratie ist eine sehr viel vitalere als die deutsche«

Im Interview mit dem »Weser Kurier« sprach Michel Friedman über die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die AfD sowie die israelische Gesellschaft

 13.03.2025

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  13.03.2025

USA

Das Ende des Westens?

Donald Trump ist offenbar bereit, die Ukraine fallen zu lassen. Europa bleibt nun keine andere Wahl, als sich neu zu erfinden. Das birgt auch große Chancen

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  13.03.2025

Nahost

Arabische Länder legen den USA Gaza-Plan vor

Die Äußerungen von US-Präsident Trump für mögliche Pläne zum Gazastreifen sorgten für Aufregung. Arabische Länder machen jetzt einen Gegenvorschlag

 13.03.2025

Washington D.C.

Trump: Niemand will Palästinenser aus Gaza vertreiben

Der US-Präsident hat gesagt, die USA könnten den Gazastreifen besitzen und wiederaufbauen. Nun versicherte er, dass ihn aber niemand zwangsweise verlassen müsse

 13.03.2025

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 12.03.2025

Hessen

Bildungsstätte Anne Frank wehrt sich gegen AfD-Kritik

AfD fordert nun die Aberkennung der Gemeinnützigkeit

 12.03.2025

Meinung

Die stärksten Menschen der Welt

Die ehemaligen Geiseln Eli Sharabi und Yarden Bibas sind durch die Hölle gegangen. Kaum sind sie frei, setzen sie sich unermüdlich für die Rückkehr ihrer »Brüder und Schwestern« ein

von Sabine Brandes  12.03.2025

Hamburg

Prozess nach antisemitischer Attacke an Uni

Im vergangenen Jahr wurde eine Frau nach einer Veranstaltung zum Thema Judenhass angegriffen und verletzt. Nun steht die mutmaßliche Angreiferin vor Gericht

 12.03.2025