Jeder Schüler in Deutschland beschäftigt sich im Unterricht mit der Schoa, mit der Diskriminierung, Entrechtung, Verfolgung und industriellen Ermordung von sechs Millionen Juden.
Dennoch sehen wir heute, wie sich Antisemitismus in Deutschland weiter ausbreitet: sei es durch Verharmlosung der Schoa auf verschwörungsideologischen Demonstrationen, in der Mitte der Gesellschaft, wo immer mehr einen Schlussstrich unter die deutsche Geschichte ziehen wollen, in Teilen der Linken, wo viele meinen, ihren Antisemitismus als vorgebliche Kritik an Israel rechtfertigen zu können, oder unter einigen Muslimen, die in Juden und Israel das absolut Böse sehen.
präventionsangebote Niedrigschwellige Präventionsangebote, die schon junge Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebensrealität abholen, können wichtige Maßnahmen sein. Ihnen muss neben der Geschichte auch lebendiges Judentum gezeigt werden – auch durch einen Schüleraustausch mit Israel.
Und dort, wo der Antisemitismus manifest ist, wo er sich im Internet, am Stammtisch und auf den Straßen zeigt, muss der Staat harte Kante zeigen. Doch weder Prävention noch Repression reichen im Kampf gegen Antisemitismus aus. Es braucht auch uns: die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft.
Viele wachsen mit mehr oder weniger subtilen antisemitischen Denkmustern auf.
Wir können die Grenzen des Sagbaren mitbestimmen. Wir müssen laut widersprechen, wenn Judenhass sich unter neuem oder altem Gewand ausbreitet. Nicht nur im Lager des politischen Gegners, sondern auch vor der eigenen Haustür. Viele wachsen mit mehr oder weniger subtilen antisemitischen Denkmustern auf. Diese müssen erkannt und konsequent hinterfragt werden, auch in der eigenen Familie und im eigenen Freundeskreis.
Auch die Sicherheit des jüdischen Staates, der Juden im Zweifelsfall weltweit schützt, geht alle an, die nicht wollen, dass jemals wieder Jüdinnen und Juden verfolgt und ermordet werden. Der Kampf gegen Antisemitismus muss jeden Menschen in Deutschland betreffen: egal, wie alt und welcher Religion, egal, woher die Eltern kommen, egal, wo er geboren ist.
Der Autor ist Bundesvorsitzender des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und Mitglied in deren Präsidium.