Mascha Malburg

Wer jüdisches Leben wirklich schützt

Mascha Malburg Foto: Marco Limberg

Nachdem jüdisches Leben in den Reden deutscher Politikerinnen und Politiker lange etwas blumig »gedieh« oder »erblühte«, änderte sich im vergangenen Jahr die Realität – und die Rhetorik. Statt zu wachsen, muss es nun zuallererst sicher werden. Auch im Titel der umstrittenen Antisemitismus-Resolution des Deutschen Bundestags heißt es »Jüdisches Leben in Deutschland schützen« – erst dann folgt »bewahren und stärken«.

Öffentlich diskutiert wurde dabei aber meist etwas anderes: Was ist schon Antisemitismus, was noch Kritik? Was Meinung, was Hass? Schnell kommt man ab von dem, was die meisten Jüdinnen und Juden seit dem 7. Oktober 2023 ganz konkret befürchten: In einer Umfrage des Zentralrats der Juden benannten sie am häufigsten ihre Angst vor Anfeindungen, Übergriffen und Anschlägen.

Manche gaben an, sie trauten sich deshalb nicht mehr, in die Gemeinden zu gehen. Es ist die reale Möglichkeit der offenen Gewalt, die für Juden in Deutschland so unerträglich geworden ist. Nur, wie kann man sie davor beschützen? Warum scheinen diese Orte so unsicher? Darüber wird erstaunlich wenig gesprochen.

Wer nur von außen an seiner örtlichen Synagoge vorbeispaziert, kann schnell das Gefühl bekommen, hier sei alles getan.

Wer nur von außen an seiner örtlichen Synagoge vorbeispaziert, kann schnell das Gefühl bekommen, hier sei alles getan: Vielleicht steht ein Uniformierter vor dem hohen Zaun, Sicherheitskameras lugen auf den Bordstein. Dass der koschere Laden daneben nicht bewacht ist, fällt vielen gar nicht auf. Neulich besuchte ich eine Gemeindevorsteherin, die einen ganzen Stapel mit Anzeigen von antisemitischen Vorfällen lagerte. Von den Tätern wurde kein Einziger gefasst.

Manche jüdische Einrichtungen setzen daher neben dem Polizeischutz auf eigenes Sicherheitspersonal. Am Ende sind es auch diese Menschen, die jüdisches Leben schützen, mit dem eigenen Körper. Es sollte mehr von ihnen geben, und sie sollten besser bezahlt werden. Damit sich in diesem neuen Jahr alle, die mögen, wieder trauen, in die Synagogen zu gehen. Und dann können wir über alles andere reden.

malburg@juedische-allgemeine.de

Lasse Schauder

Wer den Begriff »Islamismus« bannen will, ist politisch unmündig

Die Berliner Jusos haben beschlossen, aus Gründen der Sprachsensibilität künftig nicht mehr von »Islamismus« sprechen zu wollen. Das ist ein fatales Signal an Betroffene extremistischer Gewalt

von Lasse Schauder  16.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt, wie die von Sophie von der Tann, sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  16.04.2025

Eren Güvercin

Wo sind die Gelehrten, die der Fatwa gegen Israel widersprechen?

Ein ranghoher Geistlicher erklärt den Kampf gegen Israel zur Pflicht eines jeden Muslims. Kritik an diesem offenen Terroraufruf sucht man bei deutschen Islamverbänden vergeblich

von Eren Güvercin  16.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  15.04.2025 Aktualisiert

Joshua Schultheis

Im Krieg braucht es ein Korrektiv

Das israelische Militär will den verheerenden Angriff auf Krankenwagen in Gaza untersuchen. Es geht um viel: die Glaubwürdigkeit der Armee, Gerechtigkeit für die Toten und darum, sinnloses Leid künftig besser zu verhindern

von Joshua Schultheis  15.04.2025

Ernst-Wilhelm Gohl ist Landesbischof der evanglischen Landeskirche Württemberg

Antisemitische Anfeindungen

»Langenau ist kein Einzelfall«

Der Landesbischof von Württemberg fordert den Schutz von Pfarrern, die von »propalästinensischen« Aktivisten bedrängt werden

von Ernst-Wilhelm Gohl  14.04.2025

Meinung

Koalitionsvertrag: Wenig drin für junge Jüdinnen und Juden

Der grassierende Antisemitismus an deutschen Hochschulen findet im Papier von Union und SPD kaum Beachtung. Eine verpasste Chance, kritisiert der Präsident der Jüdischen Studierendenunion

von Ron Dekel  10.04.2025

Kommentar

Der Koalitionsvertrag ist eine große Enttäuschung

Bis auf wenige Passagen bleibt die Vereinbarung beim Kampf gegen Antisemitismus und zur Unterstützung für Israel ungenau

von Michael Thaidigsmann  10.04.2025

Ulrike Becker

Teherans Bombe: Die Zeit läuft davon

Die kommende Bundesregierung muss dringend handeln, um das iranische Atomprogramm zu stoppen. Bis Mitte Juli bietet sich dafür noch ein Zeitfenster

von Ulrike Becker  10.04.2025