Meinung

Wenn Journalisten Israelhass schüren

Tobias Kühn Foto: Marco Limberg

Meinung

Wenn Journalisten Israelhass schüren

Braucht es eine Untersuchungskommission im Bundestag zum Thema Antisemitismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk?

von Tobias Kühn  06.01.2023 14:49 Uhr

In Großbritannien hat kürzlich eine parteiübergreifende Parlamentariergruppe damit begonnen, Beiträge der BBC zu untersuchen, die sich mit den Themen Juden und Israel befassen. Die Prüfer wollen einen Bericht erstellen und den Journalisten Empfehlungen für die Zukunft mitgeben. Kern der Untersuchung wird sein, die Bericht­erstattung der BBC auf Judenhass hin zu analysieren, denn der öffentlich-rechtliche Sender ist unter jüdischen Briten für seine gelegentlich antisemitische Tendenz bekannt.

Ein ähnliches Phänomen ist immer wieder auch bei deutschen Medien zu beobachten: Wird über Israel berichtet, scheinen nicht dieselben Maßstäbe zu gelten wie bei der Berichterstattung über andere Länder. Kaum ein Land wird in den deutschen Medien so häufig kritisiert wie Israel. Schon vor Jahren haben Linguisten die Berichterstattung deutscher Medien über den Nahen Osten mit Artikeln über die Lage der Menschenrechte in anderen Ländern, wie Saudi-Arabien, Russland oder China, verglichen.

ns-vergleiche Sie haben herausgefunden, dass sich in den Artikeln über den jüdischen Staat auffallend viele NS-Vergleiche finden und kein Land so schlecht abschneidet wie Israel. Beides führt dazu, dass im Kopf des Lesers, Hörers oder Zuschauers ein negatives Israel-Bild entsteht.

Es wäre wünschenswert, wenn sich auch in Deutschland eine Expertengruppe daranmachen würde, Medienbeiträge zu unter­suchen, die sich mit den Themen Juden und Israel befassen.

Die Medien haben einen beträchtlichen Einfluss darauf, ob sich in der Bevölkerung Judenhass ausbreitet oder nicht. Daher wäre es wünschenswert, wenn sich auch in Deutschland eine Expertengruppe daranmachen würde, Medienbeiträge zu unter­suchen, die sich mit den Themen Juden und Israel befassen. Die neue, zum Teil rechtsextreme israelische Regierung wird Journalisten in nächster Zeit sicherlich viel Stoff für – durchaus berechtigte – Kritik bescheren, wie der Besuch des neuen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, auf dem Tempelberg zeigt.

Da ist es umso wichtiger, dass sich die Kritiker vor NS-Vergleichen hüten und Israel als Staat nicht verunglimpfen oder gar sein Existenzrecht infrage stellen. Denn wann immer deutsche Journalisten den Hass auf Israel befeuern, schüren sie auch den Hass auf Juden, in Deutschland und weltweit.

kuehn@juedische-allgemeine.de

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025

Lasse Schauder

Wer den Begriff »Islamismus« bannen will, ist politisch unmündig

Die Berliner Jusos haben beschlossen, aus Gründen der Sprachsensibilität künftig nicht mehr von »Islamismus« sprechen zu wollen. Das ist ein fatales Signal an Betroffene extremistischer Gewalt

von Lasse Schauder  16.04.2025