Unter »dem Vorbehalt der vorläufigen Haushaltsführung«: So begründet das Auswärtige Amt seine Absage an einen gemeinsamen deutsch-israelischen Stand bei der Frankfurter Buchmesse, den Israel sich gewünscht hatte. Und das ausgerechnet 2025 – in dem Jahr, in dem sich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zum 60. Mal jährt.
So teuer kann ein Stand bei der Buchmesse nicht sein, um dieses undiplomatische Verhalten zu rechtfertigen – die Gründe für die Absage sind ganz offenkundig andere.
Wo bleibt die Solidarität mit israelischen Autoren in Zeiten, in denen der »stille« Boykott an Boden gewinnt?
Ist Israel unserer Außenministerin Annalena Baerbock mittlerweile so peinlich, dass ihr die Schriftsteller und Schriftstellerinnen des jüdischen Staates keinen Auftritt in einem offiziellen deutsch-israelischen Rahmen mehr wert sind?
Hat sie die Absagen von Indonesien und Malaysia bei der Frankfurter Buchmesse 2023 noch im Kopf – nach den Solidaritätserklärungen der Messe mit den israelischen Opfern des Massakers vom 7. Oktober?
Oder hat Baerbock bereits vor zukünftigen »propalästinensischen« Störern kapituliert, die einen deutsch-israelischen Gemeinschaftsstand mit roten Hamas-Dreiecken besprühen könnten?
Zwischen allen Stühlen
Wer je auf der Frankfurter Buchmesse erlebt hat, wie inspirierend Diskussionen mit den Stars der israelischen Literatur wie Eshkol Nevo oder Zeruya Shalev verlaufen – Autoren, die immer wieder Kritik an der Amtsführung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu üben –, der weiß, dass Israels Kulturszene viel mehr ist als seine Regierung. Schriftsteller wie Etgar Keret, der so gut wie keine Demonstration gegen den Gaza-Krieg oder die hochumstrittene Justizreform in Israel versäumt hat, sitzen längst zwischen allen Stühlen.
Wo bleibt die Solidarität mit israelischen Künstlern in Zeiten, in denen der »stille« Boykott an Boden gewinnt? Von der »Zivilgesellschaft« spricht Baerbock in anderen Zusammenhängen immer wieder gerne. Warum will man sich mit ihren israelischen Vertretern dann nicht in Frankfurt zeigen? Peinlich ist in der Causa Buchmesse nicht Israel, sondern die deutsche Außenministerin.