Bis vor Kurzem war die Kunstwelt in Mannheim noch in Ordnung. So hatte man für die Biennale für aktuelle Fotografie 2024 Shahidul Alam aus Bangladesch als Kurator gewinnen können. Man freute sich vorab auf eine »Vielfalt an Stimmen zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden«. Doch aus Vielfalt kann schnell Einfalt werden, oder genauer gesagt: pures Ressentiment. Denn Alam ist Künstler und zugleich politischer Aktivist – eine mitunter heikle Kombination. Zudem hat er eine Obsession, und die lautet Israel. Ein Blick in seinen Facebook-Account reicht, um zu merken, wie er tickt.
Nach dem 7. Oktober feierte Alam in einem Tsunami von Beiträgen die Hamas, relativierte die Schoa und nannte Israel als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Darauf angesprochen, zeigte er sich kritikresistent. Die beiden anderen, ebenfalls aus Bangladesch stammenden Kuratoren wollten ohne ihn aber nicht weitermachen, weshalb die Verantwortlichen die Reißleine zogen. Kurzum, die Biennale fällt ins Wasser.
Mit der Biennale für Fotografie zeigte sich wie zuvor schon auf der documenta, dass es offenbar eine recht naive Vorstellung vom kulturellen Austausch mit dem Globalen Süden gibt – ohnehin ein schwammiger Begriff für eine Ländergruppe, die eigentlich nichts eint außer ihrer geografischen Lage. Zugleich schwingt darin die Erinnerung mit, dass es einst der Norden war, der den Süden kolonialisiert hatte, weshalb man sich mit Kritik an Entwicklungen in diesen Ländern bitteschön zurückzuhalten hat, selbst wenn es um eklatante Missstände geht.
Man müsse auch Verständnis dafür haben, dass der Globale Süden eine andere, sprich eigene Haltung gegenüber Israel habe. Das aber ist einfach nur Doppelmoral – vor allem, wenn jemand wie Alam postet: »Erklären Sie die ganze Welt für antisemitisch, liebes Deutschland. Wir sind es leid, die Last der Schuld eurer Vorväter zu tragen!« Dann klingt er so gar nicht nach Globalen Süden, sondern wie Björn Höcke von der AfD oder jeder andere biodeutsche Rechtsaußen, der vom »Schuldkult« schwadroniert.
Der Autor ist Historiker und Publizist.