Manchmal frage ich mich, warum die ganze Welt mich töten will. Was ist die Quelle dieses brennenden Hasses, und insbesondere des Hasses auf mich als Jude? Mein ganzes Leben lang habe ich diese Frage gestellt und versucht, sie zu erforschen.
Als ich vor zwölf Jahren aus Israel in Berlin angekommen bin, habe ich am Abend meine Frau gefragt:
»Hast du die Tür abgeschlossen?«
»Warum?«, fragte sie zurück.
»Weil sie kommen werden, um uns zu töten?«
»Wer sind sie?«
»Die ganze Welt!«
Da drehte sie sich zu mir um, wie im Film in Zeitlupe, und sagte: »Avi, ich weiß, in Israel hat man dir gesagt, du seist das Zentrum der Welt, aber das bist du nicht! Nicht jeder sitzt zu Hause und denkt darüber nach, wie man dich umbringen kann.«
Ich sagte ihr, dass ich sehr enttäuscht sei, dass ich nicht der Mittelpunkt der Welt sein soll, und dann fragte ich: »Hast du die Tür abgeschlossen?«
Seit diesem Tag hat sich meine Frage langsam verändert. Nun frage ich mich, ob wirklich alle planen, mich zu töten, ob sie tatsächlich nur auf den richtigen Moment warten, um mir ein Messer in den Rücken zu stechen, oder ob es die Angst ist, die Umgebung, die Geschichte, mit der ich aufgewachsen bin, die mir eine andere Möglichkeit verheimlicht. Nämlich, dass nicht alle Muslime und der Rest der Welt mich hassen, und dass andererseits auch nicht alle von ihnen mich lieben müssen.
Vielleicht sollte ich mich weniger darauf konzentrieren, wie viele Menschen auf dieser Welt mich hassen, und mehr Raum schaffen für diejenigen, die mich lieben?