Maria Ossowski

Vorbildlicher Rauswurf einer Moderatorin

Die rasche Entscheidung des SWR, sich von Helen Fares zu trennen, ist medienpolitisch bedeutsam

von Maria Ossowski  11.04.2024 08:54 Uhr

Maria Ossowski Foto: privat

Die rasche Entscheidung des SWR, sich von Helen Fares zu trennen, ist medienpolitisch bedeutsam

von Maria Ossowski  11.04.2024 08:54 Uhr

Eine Journalistin hat gelegentlich als freiberufliche Moderatorin für den Südwestrundfunk gearbeitet. Sie bewirbt auf ihrem privaten Instagram-Profil mit 100.000 Followern eine App, die israelische Waren erkennt, um sie zu boykottieren. Der SWR hat sich sofort von ihr getrennt. Diese Entscheidung der drittgrößten Landesrundfunkanstalt in Deutschland ist aus drei Gründen medienpolitisch bedeutsam.

Erstens: Im Fall Fares geht es nicht um Meinungsfreiheit, die ein hohes Gut und durch das Grundgesetz geschützt ist. Helen Fares darf die App bewerben, muss sich dann aber beruflich neu orientieren. Die »Syrerin aus Almanya« (Eigendarstellung) hat als Moderatorin Gäste eingeladen, um deren Meinung zu erfahren. Fares hat über ihre Gastgeberrolle eine gewisse Bekanntheit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk erlangt, die ihr wiederum Follower bei Social Media bescherte. Sie hat sich seit dem 7. Oktober 2023 gegen Israel positioniert und das Massaker der Hamas nicht verurteilt. Sie wäre als Moderatorin aber zur professionellen Neutralität verpflichtet gewesen.

Die rasche Entscheidung von SWR-Intendant Kai Gniffke sollte in künftigen Fällen als Vorbild dienen.

Zweitens: »Kauft nicht bei Juden« war 1933 der Beginn einer staatlichen und medialen Hetzjagd, die in der Schoa endete. Auch deshalb haben die Alliierten nach dem Krieg einen staatsfernen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegründet. Es ist nur folgerichtig, dass SWR-Intendant Kai Gniffke Helen Fares suspendiert hat. »Kauft keine israelischen Waren« steht in der ideologischen Tradition des Boykottaufrufs »Kauft nicht bei Juden«.

Drittens: Es hat Jahre gedauert, bis der israelfeindliche Journalist Malcolm Ohanwe beim Bayerischen Rundfunk und bei Arte keine Aufträge mehr bekam. Auch das ZDF hat judenverachtende Aussagen von Feyza-Yasmin Ayhan zu lange geduldet. Die rasche Entscheidung von SWR-Intendant Gniffke sollte in künftigen Fällen als Vorbild dienen.

Die Autorin ist Kulturjournalistin und lebt in Berlin.

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