Ralf Balke

UNRWA: Schluss mit der Märchenstunde

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Ein Klassiker von Bruno Bettelheim trägt den Titel Kinder brauchen Märchen. Der Psychoanalytiker hielt diese für wertvoll, weil sie trotz aller Brutalität stets ein gutes Ende finden. Was Kinder dagegen garantiert nicht brauchen, ist die Glorifizierung von Hass und Gewalt.

Genau diese findet sich aber weiterhin in Lehrbüchern, die an den Schulen des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge, UNRWA, üblich sind – auch in den neuesten Auflagen, wie IMPACT-se, eine israelische NGO, die sich mit Lehrinhalten an palästinensischen Schulen beschäftigt, dieser Tage wieder feststellen musste.

So stehen in einem Grammatikbuch Phrasen wie »Der Dschihad ist eines der Tore zum Paradies«; in Mathematik sollen Schüler anhand der Zahl von »Märtyrern« aus der Ersten Intifada Gleichungen lösen – nur zwei Beispiele von vielen, die reichlich blutgetränkt daherkommen. Die UNRWA spricht von einem »Versehen«. Aufgrund des Lockdowns hätte alles ganz schnell gehen müssen, weshalb solche Aufgaben und Texte irgendwie durchgerutscht seien.

HETZE Doch das Thema Hetze, Antisemitismus und Terrorverherrlichung ist seit Jahren bekannt, genauso wie die Tatsache, dass das UN-Hilfswerk mit seinem Etat von zuletzt 806 Millionen Dollar allenfalls dazu beiträgt, den Flüchtlingsstatus vieler Palästinenser in Beton zu gießen. Washington hat deshalb bereits 2018 den Stecker gezogen, Australien halbierte gerade seine Unterstützung.

Deutschland, die EU und Großbritannien zusammen bestritten 2019 noch 37,7 Prozent des Etats. Vielleicht glaubt man dort noch an das Märchen, dass die UNRWA ein Teil der Lösung ist.

Nun aber berichtet die französische Tageszeitung »Le Monde«, dass ausgerechnet die Vereinigten Arabischen Emirate, einer der Top-Fünf-Finanziers, UNRWA den Geldhahn ebenfalls zudrehen wollen. Bereits 2020 sei kein Cent überwiesen worden. Weiter hieß es, man habe am Golf wohl ein Interesse daran, das Hilfswerk ganz abzuwickeln.

Ein solcher Schritt sollte auch Brüssel und Berlin zu denken geben. Denn Deutschland, die EU und Großbritannien zusammen bestritten 2019 noch 37,7 Prozent des Etats. Aber vielleicht glaubt man dort noch an das Märchen, dass die UNRWA ein Teil der Lösung ist. Woanders scheint man da weiter zu sein.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin.

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025