Ein Klassiker von Bruno Bettelheim trägt den Titel Kinder brauchen Märchen. Der Psychoanalytiker hielt diese für wertvoll, weil sie trotz aller Brutalität stets ein gutes Ende finden. Was Kinder dagegen garantiert nicht brauchen, ist die Glorifizierung von Hass und Gewalt.
Genau diese findet sich aber weiterhin in Lehrbüchern, die an den Schulen des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge, UNRWA, üblich sind – auch in den neuesten Auflagen, wie IMPACT-se, eine israelische NGO, die sich mit Lehrinhalten an palästinensischen Schulen beschäftigt, dieser Tage wieder feststellen musste.
So stehen in einem Grammatikbuch Phrasen wie »Der Dschihad ist eines der Tore zum Paradies«; in Mathematik sollen Schüler anhand der Zahl von »Märtyrern« aus der Ersten Intifada Gleichungen lösen – nur zwei Beispiele von vielen, die reichlich blutgetränkt daherkommen. Die UNRWA spricht von einem »Versehen«. Aufgrund des Lockdowns hätte alles ganz schnell gehen müssen, weshalb solche Aufgaben und Texte irgendwie durchgerutscht seien.
HETZE Doch das Thema Hetze, Antisemitismus und Terrorverherrlichung ist seit Jahren bekannt, genauso wie die Tatsache, dass das UN-Hilfswerk mit seinem Etat von zuletzt 806 Millionen Dollar allenfalls dazu beiträgt, den Flüchtlingsstatus vieler Palästinenser in Beton zu gießen. Washington hat deshalb bereits 2018 den Stecker gezogen, Australien halbierte gerade seine Unterstützung.
Deutschland, die EU und Großbritannien zusammen bestritten 2019 noch 37,7 Prozent des Etats. Vielleicht glaubt man dort noch an das Märchen, dass die UNRWA ein Teil der Lösung ist.
Nun aber berichtet die französische Tageszeitung »Le Monde«, dass ausgerechnet die Vereinigten Arabischen Emirate, einer der Top-Fünf-Finanziers, UNRWA den Geldhahn ebenfalls zudrehen wollen. Bereits 2020 sei kein Cent überwiesen worden. Weiter hieß es, man habe am Golf wohl ein Interesse daran, das Hilfswerk ganz abzuwickeln.
Ein solcher Schritt sollte auch Brüssel und Berlin zu denken geben. Denn Deutschland, die EU und Großbritannien zusammen bestritten 2019 noch 37,7 Prozent des Etats. Aber vielleicht glaubt man dort noch an das Märchen, dass die UNRWA ein Teil der Lösung ist. Woanders scheint man da weiter zu sein.
Der Autor ist freier Journalist in Berlin.