Am Anfang stand Hoffnung auf guten Sport. Der 1. FC Union Berlin, der nicht gerade zu den ganz großen Adressen des europäischen Fußballs gehört, empfing Maccabi Haifa, Meister einer international nicht sehr erfolgreichen Liga. Was dann passierte, machte für viele Fans die Hoffnung auf einen schönen Abend schnell zunichte. »Scheißjuden« und »Sieg Heil« wurde von Union-Fans gerufen; einer soll versucht haben, die Israelfahne einer Zuschauerin anzuzünden.
Der FC Union hat schnell reagiert, der Staatsschutz ermittelt, Fans waren eingeschritten, auch Zivilpolizisten waren sofort zur Stelle, es meldeten sich Zuschauer, die als Zeugen bereitstehen wollen, und Union hat zahlreiches Bildmaterial der Polizei übergeben. Dieser konkrete Fall könnte also vermutlich aufgeklärt werden. Das unterscheidet ihn positiv von ähnlichen Eklats, die in dieser Stadt und diesem Land täglich geschehen.
Dass dieser konkrete Fall vermutlich aufgeklärt werden kann, unterscheidet ihn positiv von ähnlichen Eklats, die in dieser Stadt und diesem Land täglich geschehen.
Doch an der unangenehmen Lust am Relativieren mangelt es auch hier nicht. Das fängt mit ganz dummen Behauptungen in Fanforen an, das seien bestimmt keine Unioner gewesen. Unfug! So wie Antisemitismus kein politisches Rechts-Links-Phänomen ist, so ist es auch keines, das vor bestimmten Fußballklubs Halt macht! Das geht weiter mit der unsinnigen Behauptung, so etwas gehöre nicht zum Sport. Unfug zum Zweiten!
REAKTION »Vor Antisemitismus«, schrieb Hannah Arendt, »ist man nur noch auf dem Monde sicher.« Und gewiss nicht im Berliner Olympiastadion, erbaut für die Nazispiele 1936 und bis heute mit den Skulpturen von Leuten geschmückt, die Hitler persönlich für »gottbegnadete Künstler« hielt.
Die sympathisch schnelle und konsequente Reaktion des 1. FC Union und einiger seiner Fans auf die antisemitischen Vorfälle ist das eine. Das andere, woran es noch sehr mangelt, ist dies: Wir müssen eine Atmosphäre schaffen, in der es sozial unmöglich, ja, richtiggehend peinlich ist, an solche Sprüchen überhaupt zu denken. Davon ist der Fußball leider noch weit entfernt, und das eint ihn mit der ihn umgebenden Gesellschaft.
Der Autor ist freier Journalist in Berlin.