Von Pessach wissen wir, dass wir abends am Sedertisch die Haggada lesen und acht Tage hintereinander nur Mazzot essen dürfen. Während des Sukkotfestes sitzen wir in einer Laubhütte und haben als Symbol den Strauß mit den Vier Arten. Aber Schawuot ist das einzige von diesen drei Chagim (Festen), das keine speziellen Vorschriften hat.
Das erklärt vielleicht, warum Schawuot, das Wochenfest, weniger bekannt ist als Pessach oder Sukkot. Gleichwohl sollte es seiner Bedeutung entsprechend gewürdigt werden: Schließlich feiern wir, dass das jüdische Volk die Tora vor 3335 Jahren am Berg Sinai von G’tt selbst erhalten hat.
berg sinai Wir erhielten die Tora mitten in der Wüste, in einer Landschaft, in der eigentlich nichts wächst und gedeiht. Aber sobald sich G’tt offenbarte, war der Berg Sinai völlig bewachsen mit wunderschönen Pflanzen und Blumen. Wo unser G’tt sich befindet, blüht und wächst alles. Das sehen wir auch im heutigen Israel, wo das jüdische Volk die Wüste bepflanzt hat.
So ist es Tradition, dass wir Synagogen und Häuser mit Blumen und Pflanzen schmücken. Es ist ein landwirtschaftliches Fest, bei dem in Israel Weizen mit Traktoren geerntet und in vielen Kibbuzim und anderen Siedlungen gefeiert wird.
Der wichtigste Aspekt des Festes ist und bleibt, dass wir die Tora erhalten haben.
Eine andere Tradition zu Schawuot ist das Essen von milchigen Speisen, so wie Käsekuchen und süße Blintzes mit Quark. Einer der Gründe ist, dass die Tora verglichen wird mit »Milch und Honig«. Und das Land Israel wird in der Tora »Eretz savat Chalav uDewasch« genannt: ein Land, das Milch und Honig im Überfluss hat.
Auch daran können wir an Schawuot erinnern, wenn wir in diesem Jahr am 26. und 27. Mai feiern (das Fest beginnt am Donnerstagabend, dem 25. Mai). Doch der wichtigste Aspekt des Festes ist und bleibt, dass wir die Tora erhalten haben – und sie ist mit ihren Geboten der Grundsatz des jüdischen Glaubens.
Der Autor ist Rabbiner und lebt in Israel.