Meinung

Tora und Traktoren

Rabbiner Raphael Evers Foto: Simon Vilkoriscius

Von Pessach wissen wir, dass wir abends am Sedertisch die Haggada lesen und acht Tage hintereinander nur Mazzot essen dürfen. Während des Sukkotfestes sitzen wir in einer Laubhütte und haben als Symbol den Strauß mit den Vier Arten. Aber Schawuot ist das einzige von diesen drei Chagim (Festen), das keine speziellen Vorschriften hat.

Das erklärt vielleicht, warum Schawuot, das Wochenfest, weniger bekannt ist als Pessach oder Sukkot. Gleichwohl sollte es seiner Bedeutung entsprechend gewürdigt werden: Schließlich feiern wir, dass das jüdische Volk die Tora vor 3335 Jahren am Berg Sinai von G’tt selbst erhalten hat.

berg sinai Wir erhielten die Tora mitten in der Wüste, in einer Landschaft, in der eigentlich nichts wächst und gedeiht. Aber sobald sich G’tt offenbarte, war der Berg Sinai völlig bewachsen mit wunderschönen Pflanzen und Blumen. Wo unser G’tt sich befindet, blüht und wächst alles. Das sehen wir auch im heutigen Israel, wo das jüdische Volk die Wüste bepflanzt hat.

So ist es Tradition, dass wir Synagogen und Häuser mit Blumen und Pflanzen schmücken. Es ist ein landwirtschaftliches Fest, bei dem in Israel Weizen mit Traktoren geerntet und in vielen Kibbuzim und anderen Siedlungen gefeiert wird.

Der wichtigste Aspekt des Festes ist und bleibt, dass wir die Tora erhalten haben.

Eine andere Tradition zu Schawuot ist das Essen von milchigen Speisen, so wie Käsekuchen und süße Blintzes mit Quark. Einer der Gründe ist, dass die Tora verglichen wird mit »Milch und Honig«. Und das Land Israel wird in der Tora »Eretz savat Chalav uDewasch« genannt: ein Land, das Milch und Honig im Überfluss hat.

Auch daran können wir an Schawuot erinnern, wenn wir in diesem Jahr am 26. und 27. Mai feiern (das Fest beginnt am Donnerstagabend, dem 25. Mai). Doch der wichtigste Aspekt des Festes ist und bleibt, dass wir die Tora erhalten haben – und sie ist mit ihren Geboten der Grundsatz des jüdischen Glaubens.

Der Autor ist Rabbiner und lebt in Israel.

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025

Lasse Schauder

Wer den Begriff »Islamismus« bannen will, ist politisch unmündig

Die Berliner Jusos haben beschlossen, aus Gründen der Sprachsensibilität künftig nicht mehr von »Islamismus« sprechen zu wollen. Das ist ein fatales Signal an Betroffene extremistischer Gewalt

von Lasse Schauder  16.04.2025