Am 16. Februar verkündete der Sonderbeauftragte des russischen Präsidenten für den Nahen Osten, Michail Bogdanow, einen Palästina-Gipfel. Das Treffen, an dem zwölf bis 14 palästinensische Organisationen – darunter auch Vertreter der Terrororganisationen Hamas und des Islamischen Dschihad – teilnehmen sollten, ist für Ende Februar und Anfang März in Moskau geplant.
Der Kreml hofft auf eine Annäherung, im besten Fall auf eine Einigung verfeindeter palästinensischer Fraktionen. Da die Aussichten auf einen Erfolg eher bescheiden sind, hält sich das russische Außenministerium zurück. In Israel werden die russischen Bemühungen gelassen registriert.
Spätestens nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 ist das Verhältnis zwischen Israel und Russland auf einem Tiefpunkt. Die Krise zeichnete sich schon nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine ab: Jerusalem sieht zwar weiterhin von Sanktionen gegen Moskau ab und liefert keine Waffen an Kyiv, Israel steht jedoch fest an der Seite der Ukraine und prangert antisemitische Tendenzen und die propagandistische Instrumentalisierung des Holocaust in Russland an.
Ablenkung von den eigenen Kriegsverbrechen in der Ukraine
Der Kreml nimmt Israel hingegen zunehmend als Teil des feindlichen »kollektiven Westens« wahr. Moskau pflegt weiterhin Kontakte zur Hamas, baut die Zusammenarbeit mit dem Iran auf und nutzt den Krieg im Nahen Osten, um die arabische Welt für seinen Kampf gegen den Westen zu gewinnen und von eigenen Kriegsverbrechen in der Ukraine abzulenken.
Der Moskauer Palästina-Gipfel ist Teil dieser Strategie, und der Nahost-Sonderbeauftragte Bogdanow (71) ist dabei federführend. Ähnlich wie sein zwei Jahre älterer Chef, Außenminister Sergej Lawrow, der immer wieder durch antisemitische Bemerkungen oder Israel-Hetze auffällt, ist Bogdanow ein Diplomat alter sowjetischer Schule.
Als er und Lawrow ihre Karrieren in den späten 70er-Jahren begannen, war die internationale Lage aus sowjetischer Sicht eindeutig: Israel galt als »faschistischer«, »antisowjetischer« und »imperialistischer« Staat, Palästinenser und arabische Staaten als mutige Kämpfer gegen die »zionistische Unterdrückung«. Nun schenkt Moskau alten Wein in neue Schläuche – den Wein, den Bogdanow und Lawrow als ihr Jugendelixier genießen.
Der Autor ist Historiker und Experte für die Geschichte der Juden in Osteuropa.