Eigentlich ist es ein Ort des Austauschs von Studierenden des Fachs Medizin aus der ganzen Welt – vorausgesetzt, man kommt nicht aus Israel. Denn auf der diesjährigen Vollversammlung der International Federation of Medical Students’ Associations (IFMSA), dem internationalen Dachverband von medizinischen Studierendenorganisationen aus der ganzen Welt, wurde beschlossen, israelische Studierende für zwei Jahre auszuschließen.
Für manche kam das nicht überraschend. Zuvor bereits hatte ein ehemaliger Vizepräsident der IFMSA Mitarbeitern der Organisation Antisemitismus vorgeworfen. So habe man im Anschluss an den 7. Oktober in einem mittlerweile wieder gelöschten Statement Israel vorgeworfen, einen Genozid zu verüben. IFMS-Mitglieder relativierten oder leugneten sogar immer wieder die Massaker der Hamas.
Für die Delegierten aus Israel waren die Vollversammlungen der vergangenen Jahre bereits eine Herausforderung. Was aber jetzt in Finnland geschah, wo sie dieses Jahr stattfand, steht für eine neue Dimension des Hasses. Vor dem Veranstaltungssaal wurden Palästina-Sticker verteilt, manche Gruppen skandierten immer wieder »Free Palestine« und ein Redebeitrag der spanischen Kommilitonen endete mit dem Satz: »From the river to the sea, Palestine will be free!«
Der Ausschluss der Israelis ist ein einzigartiger Fall in der Geschichte der 1951 gegründeten Vereinigung.
Gegen Ende der Vollversammlung gab es Anträge von mehreren Delegationen, Israel ganz aus der IFMSA auszuschließen. Als diese scheiterten, versuchte man es mit der Suspendierung. Normalerweise hätte dieser Schritt erst nach einer unabhängigen Untersuchung vollzogen werden können. All das wurde von einer zwei Drittelmehrheit ausgehebelt. Unter tobendem Applaus und Umgehung aller Regeln wurden die israelischen Studierenden für zwei Jahre suspendiert – ein einzigartiger Fall in der Geschichte der 1951 gegründeten Vereinigung.
Die Vertreter aus Deutschland, Italien und Luxemburg verurteilten diese Vorgehensweise auf das Schärfste. Auch die World Union of Jewish Students (WUJS) sprach von einem »gefährlichen Trend gegen jüdische und israelische Studierende, sie auf globaler Skala zu diskriminieren«.
Ein Mitglied der deutschen Delegation bezeichnete die IFMSA in einem persönlichen Statement daher treffend als »staatlich finanzierter Safe Space für Antisemitismus«, - schließlich wird die Vereinigung auch mit deutschen Steuergelder unterstützt.
Genau das darf nicht länger passieren, wenn man es mit dem Kampf gegen den Antisemitismus ernst meint.
Der Autor ist Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und studiert Humanmedizin an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf.