Als der Bus mit den Frauen Srebrenica verließ, rief ein bosnisch-serbischer Soldat: »Schaut euch eure Ehemänner und Söhne an! Es wird das letzte Mal sein, dass ihr sie seht.« So schildert es Ramiza Gurdic, die ihren Ehemann und ihre beiden Söhne verlor. 25 Jahre sind seit dem Genozid von Srebrenica vergangen.
Im Juli 1995 wurden innerhalb von zehn Tagen mehr als 8000 Jungen und Männer erschossen, weil sie bosnische Muslime waren. Viele der Opfer sind bis zum heutigen Tag nicht identifiziert. Ihre Leichname wurden in Massengräbern verscharrt.
Diskriminierung Doch der Schmerz und das Leid lassen sich nicht begraben. Wir dürfen die schrecklichen Geschehnisse nicht vergessen. Als Jüdinnen und Juden blicken wir auf eine über 4000-jährige Geschichte zurück, die geprägt ist von Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung.
Sie fand ihren schrecklichen Höhepunkt in der Schoa. Wir tragen diese Geschichte und die Erinnerung an die Opfer, an unsere Angehörigen, in uns. Sie ist Teil unserer DNA. Daher wissen wir, was es bedeutet, wenn Menschen, wie in Srebrenica, aufgrund ihrer Religion und ihrer ethnischen Zugehörigkeit systematisch ermordet werden.
Der Jüdische Weltkongress wurde 1936 unter dem Eindruck der NS-Politik Hitlers gegründet. Sein Jewish Diplomatic Corps vereint jüdische Professionals weltweit. Als »diplomatischer Arm des jüdischen Volkes« sehen wir es als unseren Auftrag, auf die Greuel der Vergangenheit aufmerksam zu machen.
Genozide Damit wollen wir die Erinnerung an die Opfer wachhalten und künftige Genozide verhindern. Wir stehen ein für Menschenrechte, Religionsfreiheit und die Rechte von Minderheiten.
Der Genozid von Srebrenica ist eine der entsetzlichsten Greueltaten in Europa seit der Schoa. Er ist Mahnung und Aufruf zugleich. Als Mitglieder der Gesellschaft müssen wir alle zusammenstehen, um jede Form von Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu bekämpfen. Zum 25. Jahrestag dieses Genozids gedenken wir der Opfer. Sie sind nicht vergessen.
Gila Baumöhl ist Mitglied des World Jewish Congress Jewish Diplomatic Corps und leitet dort die Interest Group on Holocaust Legacy.