Aron Schuster

Sozial statt nur gewinnorientiert

Überschüsse der gemeinnützigen Wohlfahrtspflege müssen zwingend für die gemeinnützigen Ziele verwandt werden

von Aron Schuster  16.07.2020 09:04 Uhr

Aron Schuster Foto: Uwe Steinert

Überschüsse der gemeinnützigen Wohlfahrtspflege müssen zwingend für die gemeinnützigen Ziele verwandt werden

von Aron Schuster  16.07.2020 09:04 Uhr

In der über 100-jährigen Geschichte der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland hat sich viel verändert: Arbeitsweisen, Zielgruppen und sogar der Name der Organisation.

Es gibt jedoch zwei Elemente in der wechselvollen Geschichte der ZWST, die bis heute beständig geblieben sind: zum einen das Leitbild »Zedaka« mit der Handlungsmaxime der Hilfe zur Selbsthilfe sowie der Status als gemeinnütziger Wohlfahrtsverband. Letzteres wurde Jahrzehnte von niemandem infrage gestellt.

Infrastruktur Wohlfahrtsverbände prägen wesentlich die soziale Infrastruktur. Sie tun dies quer über alle Arbeitsfelder hinweg, in der gesamten Republik, in guten aber auch erst recht in herausfordernden Zeiten. Während der Krisen der Gegenwart, von der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise über die sogenannte Flüchtlingskrise bis zur Corona-Pandemie, ist es die gemeinnützige Freie Wohlfahrtspflege, die Ressourcen und ehrenamtliches Engagement bereitstellt und damit den sozialen Zusammenhalt fördert.

Doch seit geraumer Zeit scheinen einige politische Kräfte die Leistungen freier gemeinnütziger Träger für unser Zusammenleben mit dem unternehmerisch tätigen Social Entrepreneur gleichzusetzen und dabei völlig aus den Augen zu verlieren, dass der Entrepreneur als gewerblicher Unternehmer darauf angewiesen ist, Gewinne zu erzielen.

Ziele Im Gegensatz dazu müssen eventuelle Überschüsse der gemeinnützigen Wohlfahrtspflege zwingend für die gemeinnützigen Ziele verwandt werden und kommen somit mittelbar wieder hilfsbedürftigen Menschen zugute.

Der Entrepreneur schafft Angebote, wo Kaufkraft und Nachfrage zusammenkommen. Er zieht sich zurück, wenn das Geschäft nicht mehr profitabel ist. Wohlfahrtspflege gewährleistet soziale Dienstleistungen, zu jeder Zeit, an jedem Ort und orientiert sich am Bedarf. Gemeinnützigkeit ist die zentrale Säule des deutschen Sozialstaats und des freiwilligen Engagements in Deutschland. Aus Hilfe zur Selbsthilfe darf nicht Hilfe durch Gewinnorientierung werden.

Der Autor ist Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland

Meinung

Die Gewalt in Syrien war absehbar

Während deutsche Nahost-Experten die islamistischen Machthaber in Damaskus noch als »gemäßigt« darstellten, häuften sich längst die Warnungen vor neuem Blutvergießen

von Ninve Ermagan  11.03.2025

Meinung

Warum wir über Antisemitismus unter Syrern sprechen müssen

Immer wieder fallen syrische Geflüchtete mit antisemitischer Gewalt auf, zuletzt am Wochenende in München. Um solche Taten künftig zu verhindern, braucht es eine rationale Analyse statt trotziger Reflexe

 11.03.2025

FDP

Duell der Silberrücken

Die möglichen Bewerber um eine Parteiführung der Liberalen, Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Wolfgang Kubicki, beziehen sehr unterschiedlich Position zu Israel

von Ralf Balke  06.03.2025

Kommentar

Harte Haltung gegen die Hamas

Dass US-Präsident Donald Trump sich mit freigelassenen Geiseln traf, ist mehr, als große Teile der israelischen Regierung tun

von Sabine Brandes  06.03.2025

Sophie Albers Ben Chamo

Wo sind deine Frauen, o Israel?

Die Zahl der Ministerinnen und weiblichen Knessetmitglieder ist auf einem Tiefstand. Der Internationale Frauentag wäre für Israel ein guter Zeitpunkt, nach seinen starken Frauen zu suchen

von Sophie Albers Ben Chamo  06.03.2025

Meinung

Auf dem Juko wird gelacht und geweint

Der Jugendkongress fand dieses Jahr mit 400 jungen Jüdinnen und Juden in Hamburg statt. Dort herrschte eine ganz besondere Atmosphäre

von Esther Rubins  05.03.2025

Glosse

Juden machen stets Probleme

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Donald Trump im Weißen Haus die Stirn geboten. Zuvor hatte er schon Ärger mit dem Kreml. Komisch, oder?

von Louis Lewitan  05.03.2025

Eugen El

Worin sich Juden und Muslime einig sind

Der Künstler Jacques Tilly zeigt am Rosenmontag mit seinem Mottowagen, dass er wirklich gar nichts im Nahen Osten verstanden hat

von Eugen El  04.03.2025

Meinung

Die unmögliche Indifferenz von Annalena Baerbock und Olaf Scholz am Tag der Beerdigung von Kfir, Ariel und Shiri Bibas

Ein Kommentar von Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  27.02.2025