Meinung

Slowik muss sich an Golda Meir ein Vorbild nehmen

Die Polizeipräsidentin hat Juden zur Vorsicht vor arabischstämmigen Menschen gemahnt. Das ist das falsche Signal

von Sigmount A. Königsberg  25.11.2024 16:47 Uhr

Sigmount A. Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Die Polizeipräsidentin hat Juden zur Vorsicht vor arabischstämmigen Menschen gemahnt. Das ist das falsche Signal

von Sigmount A. Königsberg  25.11.2024 16:47 Uhr

Seit vielen Jahren wird davor gewarnt, dass es No-Go-Areas für Jüdinnen und Juden in Berlin geben soll. So hat Rabbiner Daniel Alter, mein Vorgänger als Beauftragter gegen Antisemitismus der Jüdischen Gemeinde vor elf Jahren gesagt: »In der Bundeshauptstadt gebe es bereits No-Go-Areas für öffentlich erkennbare Juden. Das seien zum Beispiel Teile von Wedding und Neukölln mit einem hohen Anteil von arabischen und türkischen Migranten.«

Seine Hinweise, wie auch die vieler anderer Juden, wurden von Verantwortlichen dieser Stadt entweder als individuelles Befinden bagatellisiert oder gar grundsätzlich geleugnet.

Hinweise auf Misogynie, LGBTIQ-Feindlichkeit und Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft wurden bislang in der Regel als Rassismus oder Diskriminierung abgetan. Dabei trägt es nicht zur Lösung von Problemen bei, wenn man diese unter den Teppich kehrt.

Lesen Sie auch

Nun räumt mit Polizeipräsidentin Barbara Slowik, deren gute Arbeit ich sehr schätze, zum ersten Mal eine Repräsentantin des Landes Berlin ein, dass es für Juden in manchen Gegenden Probleme gibt und sie benennt die Urheber: arabischstämmige Menschen.

Allerdings ist es das falsche Signal, die Angegriffenen zur Vorsicht zu mahnen. Vielmehr sollte man sich an Golda Meir ein Beispiel nehmen: Als einst im israelischen Kabinett angesichts der Gewalt gegen Frauen vorgeschlagen wurde, diese mit Ausgangssperre zu belegen, sprach sie sich vehement dagegen aus und sagte: »Aber es sind die Männer, die die Frauen angreifen. Wenn es eine Ausgangssperre geben soll, sollen die Männer zu Hause bleiben, nicht die Frauen.«

Erkenntnis eines Problems ist der erste Schritt zu dessen Lösung. Doch dabei darf man es nicht belassen.

Der Autor ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Daniel Neumann

Darmstadt: Diesmal ließ die Kirche Taten folgen

Nach dem antisemitischen Eklat in der Michaelsgemeinde greift die Evangelische Landeskirche entschlossen durch. Das verdient Anerkennung

von Daniel Neumann  12.03.2025

Sabine Brandes

Die stärksten Menschen der Welt

Die ehemaligen Geiseln Eli Sharabi und Yarden Bibas sind durch die Hölle gegangen. Kaum sind sie frei, setzen sie sich unermüdlich für die Rückkehr ihrer »Brüder und Schwestern« ein

von Sabine Brandes  12.03.2025

Meinung

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

Meinung

Die Gewalt in Syrien war absehbar

Islamisten tun, was sie immer getan haben: massakrieren, verstümmeln, unterdrücken

von Ninve Ermagan  11.03.2025

Meinung

Warum wir über Antisemitismus unter Syrern sprechen müssen

Immer wieder fallen syrische Geflüchtete mit antisemitischer Gewalt auf, zuletzt am Wochenende in München. Um solche Taten künftig zu verhindern, braucht es eine rationale Analyse statt trotziger Reflexe

von Joshua Schultheis  11.03.2025

FDP

Duell der Silberrücken

Die möglichen Bewerber um eine Parteiführung der Liberalen, Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Wolfgang Kubicki, beziehen sehr unterschiedlich Position zu Israel

von Ralf Balke  06.03.2025

Kommentar

Harte Haltung gegen die Hamas

Dass US-Präsident Donald Trump sich mit freigelassenen Geiseln traf, ist mehr, als große Teile der israelischen Regierung tun

von Sabine Brandes  06.03.2025

Sophie Albers Ben Chamo

Wo sind deine Frauen, o Israel?

Die Zahl der Ministerinnen und weiblichen Knessetmitglieder ist auf einem Tiefstand. Der Internationale Frauentag wäre für Israel ein guter Zeitpunkt, nach seinen starken Frauen zu suchen

von Sophie Albers Ben Chamo  06.03.2025

Meinung

Auf dem Juko wird gelacht und geweint

Der Jugendkongress fand dieses Jahr mit 400 jungen Jüdinnen und Juden in Hamburg statt. Dort herrschte eine ganz besondere Atmosphäre

von Esther Rubins  05.03.2025