Michael Fürst

Sind Wölfe wichtiger als Juden?

Die öffentlichen Reaktionen auf den Anschlag auf die Synagoge in Oldenburg lassen zweifeln, dass sich an der Sicherheit von Juden wirklich etwas ändern wird

von Michael Fürst  10.04.2024 12:03 Uhr

Michael Fürst

Die öffentlichen Reaktionen auf den Anschlag auf die Synagoge in Oldenburg lassen zweifeln, dass sich an der Sicherheit von Juden wirklich etwas ändern wird

von Michael Fürst  10.04.2024 12:03 Uhr

Es ist gerade einmal vier Jahre und ein paar Monate her, dass ein Anschlag auf die Synagoge in Halle missglückte. Die Tür zur Synagoge verhinderte Schlimmeres, doch unbeteiligte Menschen mussten ihr Leben lassen. Auch in Oldenburg war es die Tür zur Synagoge, die dem Angriff am vergangenen Freitag – einem Molotowcocktail – trotzte. Auch dank der Hilfe mutiger Nachbarn.

Der materielle Schaden ist zwar gering, aber der Schaden, den der Anschlag dem Sicherheitsgefühl der Oldenburger Juden zugefügt hat, ist es nicht. Können sie noch in die Synagoge, zur Sonntagsschule oder zum Gemeindebüro gehen, ohne Sorge vor einem weiteren Attentat zu haben? Ohne sich misstrauisch umzusehen, ob da nicht ein Verdächtiger steht? Ich bin kein ängstlicher Mensch, aber nach dem Anschlag stellte ich mir weit Schrecklicheres vor. Wenige Tage zuvor fand in Hannover die Jewrovision statt, mit 1200 unserer Kinder, dem Wertvollsten, was wir haben. Bewacht von Hundertschaften der Polizei, vom Staats- und Personenschutz und von vielen zivilen Wachleuten. Für unsere Kinder fast schon Normalität. Aber ist es das wirklich?

Am Freitag werde ich mit Ministerpräsident Stephan Weil den Gottesdienst in Oldenburg besuchen. Sicher wird er zu den Gemeindemitgliedern beim anschließenden Kiddusch sprechen, versuchen, sie zu beruhigen, versuchen, ihnen die Angst vor zukünftigen Straftaten zu nehmen. Er wird ihnen sagen, dass die Landesregierung jeglichem Antisemitismus entschieden entgegentreten wird, aber den Satz »In Niedersachsen ist kein Platz für Antisemitismus« wird er hoffentlich nicht gebrauchen, denn Antisemitismus und Gleichgültigkeit haben wir derzeit mehr als genug: in den Großstädten wie auf dem Land, in den Köpfen von Arbeitern und Akademikern und leider auch vermehrt im Journalismus.

Die größte niedersächsische Zeitung hat den feigen Brandanschlag auf die Jüdische Gemeinde in Oldenburg am nächsten Tag mit keiner Silbe erwähnt. Aber das Wohlergehen der Wölfe in Deutschland war erneut ein großes Thema. Sie dürfen nicht abgeschossen werden. Gilt das auch für Juden?

Der Autor ist Rechtsanwalt und Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen.

Meinung

Israel braucht einen neuen Plan

Die Zweifel sind zur Gewissheit geworden: Einen vollständigen militärischen Sieg über die Hamas wird es nicht geben

von Joshua Schultheis  23.01.2025

Meinung

Kennen Sie Abed Hassan?

Medien feiern den Berliner als »deutsche Stimme aus Gaza«, dass er den Terror der Hamas verharmlost, scheint sie nicht zu stören

von Susanne Stephan  23.01.2025 Aktualisiert

Meinung

Trump und Israel: Eine unbequeme Wahrheit

Der designierte 47. US-Präsident hat noch vor Amtsantritt mit seiner Nahostpolitik der maximalen Abschreckung und Härte mehr in Israel und Gaza erreicht als die Biden-Administration und die Europäer in den vergangenen 13 Monaten

von Philipp Peyman Engel  21.01.2025 Aktualisiert

Meinung

Wenn Freunde peinlich werden

Das Auswärtige Amt hat einem deutsch-israelischen Stand bei der Frankfurter Buchmesse eine Absage erteilt. Ein Armutszeugnis für Außenministerin Baerbock, findet unsere Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  21.01.2025 Aktualisiert

Kommentar

Trump 2.0 wird den Nahen Osten erneut verändern

Carsten Ovens erläutert Chancen und Risiken der künftigen US-Außenpolitik

von Carsten Ovens  21.01.2025

Kommentar

Bleibt stark, Emily, Romi und Doron!

Die drei jungen Frauen sind endlich in Israel. Emily Damari gab nach ihrer Freilassung ein Zeichen, das ihren Schmerz zeigt – aber viel mehr noch ihre Kraft

von Katrin Richter  19.01.2025

Meinung

Verrat an Frauen und an der Mitmenschlichkeit

Wie viele Fälle sadistischer Gewalt müssen noch nachgewiesen werden, damit die Welt endlich Mitgefühl mit den Opfern des 7. Oktober zeigen kann?

von Sarah Maria Sander  19.01.2025

Kommentar

Warum bejubelt ihr den Terror, statt euch über Frieden zu freuen?

Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel über die israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin-Neukölln nach Verkündung der Gaza-Waffenruhe

von Philipp Peyman Engel  17.01.2025

Meinung

Die linke Tour der Alice Weidel

Mit ihren Aussagen zu Adolf Hitler im Gespräch mit Elon Musk hat die AfD-Chefin erneut ihre Inkompetenz bewiesen

von Michael Thaidigsmann  17.01.2025