Gedenkstättenreisen junger Israelis haben in der Vergangenheit in Polen für Kontroversen gesorgt, aber zuletzt schienen diese beigelegt. Der Blick der israelischen Tourguides auf Polen war freundlicher geworden, die Jugendlichen besuchen heute nicht nur ehemalige deutsche Vernichtungslager, sondern auch andere Orte im Land.
Doch jetzt hat sich die Situation schlagartig geändert: Warschau möchte, dass israelische Schulklassen nicht mehr von derart schwer bewaffneten israelischen Sicherheitskräften begleitet werden. Zudem sollen ihnen polnische Guides zur Seite gestellt werden. In Warschau erklärte der stellvertretende Außenminister, Polen werde durch die Führungen der israelischen Guides als gefährliches und antisemitisches Land wahrgenommen.
bemühungen In den vergangenen Monaten sah es so aus, als seien die polnisch-israelischen Beziehungen wieder im Lot. Polen erleichterte die Bemühungen israelischer Institutionen, ukrainische Juden zu evakuieren und Flüchtlingen zu helfen. Was ist schiefgelaufen?
Gegenwärtig ist Polen im Zusammenhang mit der russischen Aggression gegen die Ukraine zu einem Hotspot geworden. Eine russische Provokation steht im Bereich des Möglichen. Sollte der Schutz von Gruppen, die ein potenzielles Ziel sein könnten, jetzt reduziert werden? Meiner Meinung nach nein – doch ich halte es durchaus für gerechtfertigt, den Aufenthalt israelischer Sicherheitskräfte in Polen stärker zu formalisieren.
Ich habe den Eindruck, dass das Handeln der polnischen Behörden in jüngster Zeit vor allem der Innenpolitik dient.
Ein anderes Thema ist die Rückkehr zu Warschaus früheren Vorwürfen, die israelischen Guides würden ein falsches Polen-Bild prägen. Ich habe den Eindruck, dass das Handeln der polnischen Behörden in jüngster Zeit vor allem der Innenpolitik dient. Die Regierung möchte den Polen demonstrieren, wie hartnäckig und besorgt sie um das Image des Landes bemüht ist.
Die Sicherheitsfragen israelischer Gruppen ließen sich auf diplomatischer Ebene behandeln, und die Bildungsminister beider Länder sollten sich in Ruhe zusammensetzen und ausdiskutieren, worum es ihnen eigentlich geht – ohne Medienrummel.
Der Autor ist ehemaliger Vorsitzender des Jüdischen Gemeindeverbands in Polen.