Während Israel sich an allen Fronten verteidigt, stehen Teile Obergaliläas und der Golanhöhen infolge von Angriffen der Hisbollah in Flammen. Die Feuer, die vom Beschuss aus dem Libanon ausgelöst wurden, haben seit Beginn des Krieges mehr als Tausend Hektar Land verbrannt.
Vor einigen Tagen war ich im Norden mit dem Auto unterwegs und sah, wie am Horizont riesige Rauchschwaden gen Himmel zogen, ungefähr dort, wo sich das Hula-Tal befindet, das zwischen den Golanhöhen und den Naftali-Bergen liegt. Die Luft roch nach Asche. An und für sich nichts Neues seit einem Jahr. Man gewöhnt sich an den beißenden Geruch, auch wenn das Atmen schwerer fällt, wenn man sich den betroffenen Orten nähert.
Der Beschuss durch die Hisbollah ging direkt aus das Hula Naturreservat nieder und entfachte dort ein riesiges Feuer. Das Reservat ist das erste Naturschutzgebiet Israels. Vor dem Krieg war es ein beliebter Ort, weil man dort tausende Zugvögel beobachten konnte. Zweimal im Jahr zogen über 500 Millionen Vögel durch das Tal. 390 Vogelarten, darunter Wasservögel, Raubvögel und Singvögel, aber auch Wasserbüffel und Wildkatzen und eine einzigartige Flora und Fauna, konnte man hier bewundern.
Ich fuhr zum Eingang des Reservats und erhielt kurze Zeit später die Erlaubnis, zusammen mit den Löschkräften zum Einschlagort zu fahren. Dort konnte ich mit eigenen Augen sehen, wie der Terror auch unsere Natur zerstört.
Vor Ort sprach ich mit Ido. Ich fragte ihn, wie es so sei, in Zeiten des Krieges in einem Naturschutzgebiet zu arbeiten. Er sagte: »Wir kümmern uns unermüdlich um das Reservat und beschäftigen uns hauptsächlich mit den Bränden. Es ist eine sehr harte Arbeit. Es gibt natürlich keine Besucher, weil es hier wegen des Hisbollah-Beschusses zu gefährlich ist. Es ist traurig, aber wir hoffen auf bessere Zeiten und werden weiterhin alles tun, um die Natur und die Tierwelt auch unter Terror und im Krieg zu schützen.«
Auf Anfrage schickte mir die Sprecherin der israelischen Natur- und Parkbehörde ein aktuelles Update mit Angaben zu den durch den Beschuss ausgelösten Bränden: Seit Beginn des Krieges bis Ende Oktober 2024 sind rund 37.400 Hektar an Landfläche in Naturschutzgebieten, Nationalparks, Wäldern und offenen Geländen niedergebrannt. Das Ausmaß der größten Schäden ist im Norden zu verzeichnen, wo etwa 22.300 Hektar verbrannten. Das am stärksten betroffene Gebiet ist die Golan-Region, mit etwa 12.700 Hektar, was in etwa 57 Prozent der gesamten verbrannten Fläche im Norden ausmacht.
Wenn man im Internet nach den Auswirkungen des Terrors auf Umwelt und Natur in Israel recherchiert, findet man mit Ausnahme von Berichten einiger weniger israelischer oder jüdischer Organisationen kaum Informationen. Hartnäckig schweigt auch die sonst so laute internationale Community, die sich dem Umweltschutz verschrieben hat.
Auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, das erst am 18. Juni 2024 einen ausführlichen Bericht zu den Umweltauswirkungen im Zuge des Konfliktes im Gazastreifen veröffentlicht hat, äußert sich nicht. Was auf israelischer Seite passiert, verschweigt die Organisation. Ein Schweigen und Weglassen von Fakten, das bei der UN mittlerweile schon Tradition hat und vielleicht sogar Kalkül geworden ist.
Nordisrael erstickt gerade am schwarzen Rauch. Die ökologischen Auswirkungen der Angriffe der Hisbollah sind verheerend. Doch wir sind an einem Punkt angelangt, wo selbst eine Berichterstattung über einen brennenden Wald auf israelischem Boden zu einem politischen Statement wird. Vor lauter Angst, als Zionist bezeichnet zu werden, schweigt man lieber ganz.
Die Palästina-Flagge schwenkende Greta Thunberg, Symbol einer ganzen Klima-Bewegung und für viele die Ikone des Widerstands schlechthin, hat für zerstörte Umwelt in Israel kein Wort übrig. Hier hört ihr Klima-Aktivismus auf, hier fängt ihr israelbezogener Antisemitismus an.