Der Gegensatz könnte nicht größer sein: Israel weist weltweit die höchste Impfquote auf, die Palästinenser hingegen stehen noch ganz am Anfang. Schnell wurde daraufhin mit dem Finger auf Israel gezeigt. Der israelischen Regierung wird vorgeworfen, die Palästinenser nicht mit Impfstoff zu versorgen und somit gegen ihre rechtlichen und moralischen Pflichten zu verstoßen.
Eine ZDF-Reportage gar suggerierte, dass Israel für das Leid der Palästinenser verantwortlich sei. Israel wird in der medialen Berichterstattung vorschnell und mit einseitig präsentierten Informationen kritisiert – wieder einmal.
pandemie Denn zuallererst sind laut den Osloer Verträgen die palästinensischen Behörden selbst für die Gesundheitsversorgung im Westjordanland und in Gaza verantwortlich. Sie machten nach Ausbruch der Pandemie mehr als deutlich, dass sie die Versorgung ihrer Bevölkerung mit Impfstoff eigenständig übernehmen wollen. Wiederholt wurde betont, dass sie ihre »eigene Regierung und (ihr eigenes) Gesundheitsministerium« haben. Entsprechende Hilfsgüter wurden sogar abgelehnt – wohl aus politischem Kalkül.
Besonders die in Gaza regierende Hamas verweigerte israelische Unterstützungsangebote. In den vergangenen Tagen wurde mehr als deutlich, wo die Prioritäten der Terrororganisation bei der Verwendung von internationalen Hilfsgeldern – auch aus der EU und Deutschland – liegen. Beim Impfen jedenfalls nicht.
Israel wird in der medialen Berichterstattung vorschnell und mit einseitig präsentierten Informationen kritisiert – wieder einmal.
Unbeachtet bleibt zudem, dass Israel bereits Hunderttausende in Ost-Jerusalem lebende Palästinenser geimpft hat und zuletzt eine Immunisierungskampagne für palästinensische Arbeiter aus dem Westjordanland startete, die regelmäßig nach Israel pendeln, um dort einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Israel kann nicht für die Entscheidungen der palästinensischen Führung im Westjordanland oder gar der Hamas im Gazastreifen verantwortlich gemacht werden.
KALKÜL Politisches Kalkül, falscher Stolz und ein über Jahrzehnte aufgebautes und gepflegtes Feindbild verhindern eine stärkere Kooperation zur Bekämpfung der Pandemie. Einseitige Berichterstattung ist dabei weder guter Journalismus noch hilfreich, um Gerüchten und Fake News entgegenzuwirken.
Leider passiert dies auch in deutschen Medien immer wieder, wenn es um Israel geht. Dies wird weder der Komplexität der dortigen Situation gerecht, noch trägt es langfristig zur Konfliktlösung bei.
Der Autor ist Executive Director von ELNET Deutschland.