Gady Gronich

Risikofaktor Itamar Ben-Gvir

Der israelische Minister und seine Mitstreiter tragen maßgeblich zur wachsenden Unsicherheit unter europäischen Juden bei

von Gady Gronich  23.09.2024 14:48 Uhr

Gady Gronich, Generalsekretär der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER) Foto: CER

Der israelische Minister und seine Mitstreiter tragen maßgeblich zur wachsenden Unsicherheit unter europäischen Juden bei

von Gady Gronich  23.09.2024 14:48 Uhr

Als ob Israel nicht schon genug Probleme hätte, findet sich offenbar immer noch jemand, der es schafft, dem guten Ruf des jüdischen Staats weiteren Schaden zuzufügen. Israels Minister für die innere Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, ist so einer. Obwohl sein Image nicht erst seit dem Versagen der Sicherheitsbehörden am 7. Oktober gründlich ramponiert ist, gießt er immer mehr Öl ins Feuer.

Ben-Gvirs erneuter Besuch auf dem Tempelberg vor einigen Wochen wurde von Israels Oberrabbinern, von Mitgliedern der Regierung und den wichtigsten chassidischen Medien im Land heftig kritisiert, und zwar zu Recht! Denn jeder weiß, dass laut der Halacha Juden das Beten auf dem Tempelberg strengstens untersagt ist. Doch das kümmert einen Ben-Gvir nicht sonderlich. Lieber provoziert er und heizt die Situation weiter an, um bei seinen Anhängern zu punkten.

Angesichts der aktuellen Ausrichtung der israelischen Regierung können wir nicht länger schweigen.

War nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel die internationale Solidarität mit Israel noch halbwegs ausgeprägt, so haben einige Minister der Regierung mit genau solchen Aktionen diese Unterstützung mutwillig verspielt. Immer mehr westliche Staaten überdenken ihre Haltung gegenüber Israel. Selbst die dringend benötigte Förderung jüdischen Lebens sowie der Kampf gegen Antisemitismus und islamistischen Extremismus durch die Politik leiden darunter.

So tragen Ben-Gvir und seine Mitstreiter maßgeblich zur wachsenden Unsicherheit unter europäischen Juden bei. Denn wie sollen sie Israel gegen die zunehmend schärfer werdende Kritik vor allem seitens linker Politiker verteidigen, wenn dort Rechtsextremisten an den Schalthebeln der Macht sitzen?

Angesichts der aktuellen Ausrichtung der israelischen Regierung können wir nicht länger schweigen. Auch Itamar Ben-Gvir ist eine Bedrohung jüdischen Lebens hier in Europa. Denn es wäre höchste Zeit, Brücken zu bauen und nicht Mauern. Die Verantwortlichen in Jerusalem sollten den Dialog mit den jüdischen Gemeinden suchen und nicht mit den Vertretern extrem rechter Parteien wie der AfD, der FPÖ oder dem Rassemblement National.

Der Autor ist Generalsekretär der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER).

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024

Meinung

Patrick Bahners und die »Vorgeschichte« zu den Hetzjagden in Amsterdam

Daniel Schwammenthal über das Pogrom von Amsterdam und seine Bagatellisierung durch deutsche Journalisten

von Daniel Schwammenthal  13.11.2024

Meinung

Antisemitismus-Resolution: Und jetzt?

In zwei Gastbeiträgen plädieren die Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig (CSU) und Marlene Schönberger (Grüne) für ein entschiedenes Handeln gegen Judenhass

von Daniela Ludwig, Marlene Schönberger  13.11.2024