Der Bundestag hat im Februar debattiert, man kennt also in der Politik das Problem der Altersarmut jüdischer Zuwanderer. Doch das Wie der Debatte zeigt, dass wir von einer gerechten Altersversorgung meilenweit entfernt sind. Der Stolz auf das wieder blühende jüdische Leben in Deutschland, das man der Zuwanderung verdanke, ist nur in Sonntagsreden zu hören. Wenn es aber um die Renten geht, sind wir nur »Kontingentflüchtlinge«, keine Zuwanderer, keine Bereicherung.
Man verweist uns stattdessen auf die Sozialversicherungsabkommen mit Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Dabei betragen die dortigen Renten oft nur 90 bis 120 Euro für zwei Jahrzehnte Arbeit. Oder man verweist uns auf eine Fondslösung für Härtefälle. Doch viele Menschen, die nach Deutschland kamen, waren schon über 40 oder über 50 Jahre alt, sie haben ihr ganzes Leben gearbeitet, bemühten sich in Deutschland auch um Stellen, meist unter ihrer Qualifikation – und nun dürfen sie kein selbstbestimmtes Leben mehr führen? Nein, wir wollen keine Grundsicherung, die aus einer Fondslösung kommt. Das würde wie ein Almosen wirken.
Wir sind ja gekommen, weil man
uns wollte. Wir waren gut ausgebildet,
wir wollten hier mitanpacken.
FREMDRENTENGESETZ Die Mittel sollten von der Deutschen Rentenversicherung kommen, die ja auch Beiträge der jüngeren Generation jüdischer Zuwanderer erhält. Das sind unsere Kinder, vollkommen integriert, meist gut ausgebildet und berufstätig. Wenn das Fremdrentengesetz erweitert würde, könnten auch wir Zuwanderer in den »Generationenvertrag« eintreten, ohne jemandem etwas wegzunehmen. Wir sind ja gekommen, weil man uns wollte. Wir waren gut ausgebildet, wir wollten hier mitanpacken. Es gibt viele Gründe, die jüdische Zuwanderung nach Deutschland als eine historische Tatsache anzuerkennen, die gesetzlich geschützt ist und sich auch im Rentensystem ausdrückt.
Wir sind Deutschland für die Möglichkeit, hier leben und arbeiten zu dürfen, sehr dankbar. Aber die Art und Weise, mit der 1990 die Aufnahme der Zuwanderer als »Kontingentflüchtlinge« beschlossen wurde, sollte nicht im Rentenalter zur Falle werden!
Der Autor ist Sprecher der Bewegung jüdischer Zuwanderer »Rente statt Sozialhilfe«.