Heide Sobotka

Pinneberg: Viele Fragen bleiben

Heide Sobotka Foto: Gregor Zielke

Heide Sobotka

Pinneberg: Viele Fragen bleiben

Der Fall des Gemeindevorstands Wolfgang Seibert hat viel Schaden angerichtet. Der Rücktritt ändert daran wenig

von Heide Sobotka  29.10.2018 17:59 Uhr

Wolfgang Seibert ist als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pinneberg zurückgetreten. Das ist gut, aber er versteht es nicht als Schuldeingeständnis. Und auch die, die ihm dazu geraten haben, wollen darin keine Schuldzuweisung erkennen. Doch mit dem Rücktritt ist nicht alles bereinigt.

Der Fall wirft weiterhin viele Fragen auf. Schon mit der Hauptfrage – Ist er jüdisch oder nicht? – beginnen die Schwierigkeiten. Er soll Mitglied der Frankfurter Gemeinde gewesen sein, heißt es, damit sei sein Judentum bestätigt. Es gibt also auch Fragen nach Struktur und Verfasstheit des Judentums in Deutschland.

anmassung Seibert ist ein verurteilter Hochstapler und Betrüger, saß vor rund 25 Jahren dafür im Gefängnis, das sollte der Gemeinde bekannt gewesen sein. Dass seine Großeltern angeblich in Auschwitz waren, ist keine harmlose Flunkerei, sondern die Anmaßung einer Opferidentität, die Schoa-Überlebende und ihre Nachkommen zutiefst verletzt.

Warum er dies behauptet hat? Weil er die Identität seiner jüdischen Pflegeeltern angenommen hat? Halachisch ist das nicht relevant, psychologisch vielleicht verständlich. All das wird er sich selbst fragen müssen.

Hat Seibert also 15 Jahre lang eine Gemeinde geleitet, ist öffentlich aufgetreten – eloquent die jüdische Gemeinschaft vertretend – und hat sie dabei betrogen? Er wurde von der nichtjüdischen Gesellschaft hofiert und geehrt für seinen Einsatz, als er einem Sudanesen in der Synagoge Kirchenasyl gewährte. Die Medien sind gern darauf eingegangen.

koscherstempel Schaden ist entstanden: für die nichtorthodoxe jüdische Gemeinschaft – schließlich hatten Rabbiner Seibert koscher gestempelt; für das gesamte Judentum, dessen Identität nun infrage gestellt wird; und für die Gemeinde Pinneberg, die diesen Vorsitzenden hatte.

Es bleiben Fragen: Wer ist Wolfgang Seibert, und warum hat er so gehandelt? Die wahre Antwort darauf kennt vielleicht eher ein Psychologe als ein Jurist.

 

Lasse Schauder

Wer den Begriff »Islamismus« bannen will, ist politisch unmündig

Die Berliner Jusos haben beschlossen, aus Gründen der Sprachsensibilität künftig nicht mehr von »Islamismus« sprechen zu wollen. Das ist ein fatales Signal an Betroffene extremistischer Gewalt

von Lasse Schauder  16.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt, wie die von Sophie von der Tann, sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  16.04.2025

Eren Güvercin

Wo sind die Gelehrten, die der Fatwa gegen Israel widersprechen?

Ein ranghoher Geistlicher erklärt den Kampf gegen Israel zur Pflicht eines jeden Muslims. Kritik an diesem offenen Terroraufruf sucht man bei deutschen Islamverbänden vergeblich

von Eren Güvercin  16.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  15.04.2025 Aktualisiert

Joshua Schultheis

Im Krieg braucht es ein Korrektiv

Das israelische Militär will den verheerenden Angriff auf Krankenwagen in Gaza untersuchen. Es geht um viel: die Glaubwürdigkeit der Armee, Gerechtigkeit für die Toten und darum, sinnloses Leid künftig besser zu verhindern

von Joshua Schultheis  15.04.2025

Ernst-Wilhelm Gohl ist Landesbischof der evanglischen Landeskirche Württemberg

Antisemitische Anfeindungen

»Langenau ist kein Einzelfall«

Der Landesbischof von Württemberg fordert den Schutz von Pfarrern, die von »propalästinensischen« Aktivisten bedrängt werden

von Ernst-Wilhelm Gohl  14.04.2025

Meinung

Koalitionsvertrag: Wenig drin für junge Jüdinnen und Juden

Der grassierende Antisemitismus an deutschen Hochschulen findet im Papier von Union und SPD kaum Beachtung. Eine verpasste Chance, kritisiert der Präsident der Jüdischen Studierendenunion

von Ron Dekel  10.04.2025

Kommentar

Der Koalitionsvertrag ist eine große Enttäuschung

Bis auf wenige Passagen bleibt die Vereinbarung beim Kampf gegen Antisemitismus und zur Unterstützung für Israel ungenau

von Michael Thaidigsmann  10.04.2025

Ulrike Becker

Teherans Bombe: Die Zeit läuft davon

Die kommende Bundesregierung muss dringend handeln, um das iranische Atomprogramm zu stoppen. Bis Mitte Juli bietet sich dafür noch ein Zeitfenster

von Ulrike Becker  10.04.2025