Bisher war Sachsen so etwas wie der große weiße Fleck auf der Landkarte der jüdischen Museen in Deutschland. Damit dürfte es bald vorbei sein. Denn kürzlich hat der Stadtrat in Dresden endlich den Weg für ein solches frei gemacht.
Viel ist über das Projekt bereits geschrieben und diskutiert worden, seit 2013 ein Verein ins Leben gerufen wurde, der sich für die Idee eines Jüdischen Museums in unserer Stadt starkgemacht hatte. Nun wird alles sehr konkret, worüber wir uns als jüdische Gemeinde ganz besonders freuen.
standort Ungeklärt ist noch die Frage des Standorts. Im Gespräch ist einerseits der Alte Leipziger Bahnhof, von dem aus die Deportationszüge Richtung Osten rollten. Andererseits könnte es auch auf der Bürgerwiese errichtet werden, wo einst das Palais Oppenheim stand. Darüber muss noch entschieden werden. Was aber bereits beschlossene Sache ist, betrifft die überregionale Ausrichtung des Museums, und zwar die Einbeziehung Sachsen-Anhalts, Thüringens sowie des heutigen Polens und der Tschechischen Republik.
Das Museum soll auch Teil eines Begegnungszentrums werden, eine Art Schnittstelle, wo Juden und Nichtjuden zusammenkommen können.
Dieser konzeptionelle Ansatz ist aus unserer Sicht genau der richtige, weil jüdisches Leben in Sachsen nur im Kontext der vielfältigen Verflechtungen mit dem benachbarten Schlesien oder Böhmen zu verstehen ist.
Selbstverständlich ist eine Beschäftigung mit 800 Jahren jüdischer Existenz in der Region nicht ohne Einbeziehung der Ereignisse rund um die Schoa möglich. Zugleich wollen wir aber einen Schwerpunkt auf die vielfältigen Beiträge und Leistungen von Juden gelegt wissen, etwa in der Musik oder der Medizin.
Darüber hinaus soll das Museum Teil eines Begegnungszentrums werden, eine Art Schnittstelle, wo Juden und Nichtjuden zusammenkommen können, was angesichts der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zurzeit nicht immer ganz einfach ist. Und doch: Nur so kann eine Leerstelle endlich gefüllt werden.
Der Autor ist Dirigent und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Dresden.