Mirko Freitag

Nicht in meinem Namen!

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Foto: picture alliance/dpa

Mirko Freitag

Nicht in meinem Namen!

Es ist ein Skandal, dass Bundespräsident Steinmeier den Mullahs zum Jubiläum der »Islamischen Revolution« gratuliert

von Mirko Freitag  22.02.2019 13:15 Uhr

Zum 40. Jubiläum der »Islamischen Revolution« hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Mullahs ein freundliches Gruß-Telegramm aus Berlin nach Teheran geschickt. Schon allein das ist ein Skandal. Dass der Bundespräsident das Schreiben »auch im Namen meiner Landsleute« verfasst hat, ist schlicht unfassbar.

Frank-Walter Steinmeier hat seinem Amt großen Schaden zugefügt. Ein Bundespräsident sollte eine moralische Instanz sein, eine Autoritätsperson, eine Person, die ganz im Sinne von Johannes Rau versöhnt und nicht spaltet.

Der Iran möchte den jüdischen Staat vernichten und droht offen mit einem neuen Holocaust.

MORDE Im Iran werden seit 40 Jahren die Menschenrechte mit Füßen getreten. Homosexuelle oder Andersdenkende werden verfolgt, misshandelt und sogar getötet, Frauen werden massiv unterdrückt.

Der Iran möchte den jüdischen Staat vernichten und droht offen mit einem neuen Holocaust. Die iranische Regierung beteiligt sich an terroristischen Anschlägen und unterstützt massiv die Terrormiliz Hisbollah, die für den Tod zahlreicher Israelis verantwortlich ist.

Nein, es gibt keinen einzigen Grund, diesem Staat zum 40. Jahrestag der blutigen und islamistischen Revolution zu gratulieren. Frank-Walter Steinmeier hat damit nicht nur die unzähligen Opfer der iranischen Machthaber beleidigt, sondern sein Telegramm ist auch ein Schlag ins Gesicht der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.

Wer am 27. Januar oder am 9. November in Deutschland »Nie wieder!« sagt, muss dem auch Taten folgen lassen.

VERANTWORTUNG Wer am 27. Januar oder am 9. November in Deutschland »Nie wieder!« sagt, aber über das Agieren des Iran und seinen Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel hinwegsieht, hat entweder etwas Grundsätzliches nicht verstanden oder handelt verantwortungslos.

Die Nationalsozialisten haben schon vor 1933 immer sehr deutlich gesagt, was sie wollen – wie viel Leid, wie viele Millionen Menschenleben hätten gerettet werden können, hätte man diese Drohungen ernst genommen.

Der Bundespräsident hat mit seinem Telegramm auch den deutsch-israelischen Beziehungen geschadet.

Und eines ist sicher: Er sprach nicht in meinem Namen.

Mirko Freitag ist – gemeinsam mit Renée Röske – Vorsitzender des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten Berlin-Brandenburg.

Ernst-Wilhelm Gohl ist Landesbischof der evanglischen Landeskirche Württemberg

Antisemitische Anfeindungen

»Langenau ist kein Einzelfall«

Der Landesbischof von Württemberg fordert den Schutz von Pfarrern, die von »propalästinensischen« Aktivisten bedrängt werden

von Ernst-Wilhelm Gohl  10.04.2025

Kommentar

Der Koalitionsvertrag ist eine große Enttäuschung

Bis auf wenige Passagen bleibt die Vereinbarung beim Kampf gegen Antisemitismus und zur Unterstützung für Israel ungenau

von Michael Thaidigsmann  10.04.2025

Ulrike Becker

Teherans Bombe: Die Zeit läuft davon

Die kommende Bundesregierung muss dringend handeln, um das iranische Atomprogramm zu stoppen. Bis Mitte Juli bietet sich dafür noch ein Zeitfenster

von Ulrike Becker  10.04.2025

Katharina Höftmann Ciobotaru

Tel Aviv und Berlin: Schwestern im Geiste

Die deutsche Hauptstadt und die israelische Mittelmeermetropole sind nun endlich Partnerstädte. Das war längst überfällig

von Katharina Höftmann Ciobotaru  10.04.2025

Meinung

Was der Gewalttat vorausging

Unsere Autorin hat den ersten Prozesstag gegen den Angreifer von Lahav Shapira im Gericht verfolgt. Sie ist überzeugt, dass Judenhass bei der Tat eine entscheidende Rolle spielte

von Mascha Malburg  09.04.2025

Meinung

Fehl am Platz

Omri Boehm hätte gar nicht erst als Redner zum Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald eingeladen werden dürfen. Was hat den Gedenkstättenleiter bloß dazu motiviert?

von Susanne Stephan  07.04.2025

Protest

Mehr Mut zum Streit!

Nirgendwo wird so leidenschaftlich um den Kurs der Regierung und um die Demokratie gerungen wie in Israel. Von dieser Haltung kann die Diaspora viel lernen. Ein Kommentar von Esther Schapira

von Esther Schapira  06.04.2025

Kommentar

Hamas plante schon 2021 den »Tag danach«

Die Hamas und ihr Traum von der Einstaatenlösung ist lange vor dem 7. Oktober entstanden. Der Westen schwieg und Netanjahu schwieg, ein Fehler mit unerträglichen Konsequenzen

von Nicole Dreyfus  04.04.2025

Meinung

Das selektive Schweigen und Reden der Annalena Baerbock

Dass die Außenministerin nichts zu Erdogans Vernichtungsfantasien gegen Israel gesagt, aber sich für die Verhaftung Netanjahus ausgesprochen hat, ist bezeichnend

von Volker Beck  04.04.2025