Unter dem Motto »Mut zur Veränderung« wurde auf der diesjährigen Ratsversammlung des Zentralrats über die jüdischen Gemeinden der Zukunft gesprochen. Die jüdischen Gemeinden sind seit jeher das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft. Neben ihren regulären Angeboten war in besonders herausfordernden Zeiten stets Verlass auf sie. Ob in der Hochphase der jüdischen Zuwanderung oder derzeit während der Corona-Pandemie.
Das Bild ist aber nicht nur ungetrübt. Die Gemeinden verzeichnen seit 2006 einen stetigen Rückgang ihrer Mitgliederzahlen.
GEMEINDEBAROMETER Woran liegt das? Ist das mit dem allgemeinen Trend bei den Religionsgemeinschaften oder mit einer niedrigen Geburtenrate zu erklären?
Mit dem Gemeindebarometer ist der Zentralrat in einer Umfrage unter 2700 Juden der Frage nachgegangen, was sie von ihrer örtlichen jüdischen Gemeinde erwarten, warum sie sich für oder eben gegen eine Mitgliedschaft entschieden haben. Juden wollen sich in ihrer Gemeinde willkommen und zu Hause fühlen.
Wie schaffen wir es, auch diejenigen zu erreichen, die nicht in die Gemeinde kommen?
Wie schaffen wir es, auch diejenigen zu erreichen, die nicht in die Gemeinde kommen? Werden sie ausreichend gehört? Sind die Gemeinden einladend, oder brauchen wir eine neue Willkommensstruktur?
MITBESTIMMUNG Vielfach wird mehr Mitbestimmung gefordert. Viele Gemeinden setzen aktiv auf die Förderung junger Führungskräfte, die mit in die Verantwortung herangezogen werden. In einigen Gemeinden ist die Nachwuchsförderung jedoch noch ausbaufähig.
Wir brauchen alle Generationen in unseren Gemeinden. Die erfahrenen älteren Mitglieder ebenso wie Jüngere, die neue Ideen mitbringen. Die Mischung macht es. Wir müssen gemeinsam Visionen entwickeln, wie die jüdische Gemeinde der Zukunft aussehen soll.
Dafür brauchen wir Mut zur Veränderung. Seit einem halben Jahr bietet der Zentralrat den jüdischen Gemeinden mit dem Gemeindecoaching eine nachhaltige Beratung und Begleitung in Veränderungsprozessen an. In acht Gemeinden helfen wir bereits, die Zukunft mitzugestalten. Weitere kommen demnächst dazu. Es liegt viel Arbeit vor uns, packen wir’s gemeinsam an!
Der Autor ist Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland.