Was ist, den alten und gerade von uns selbst immer wieder befeuerten Klischees nach, noch ungewöhnlicher als ein jüdischer Sportler? Ein jüdischer Wintersportler! Auf einem oder zwei Brettern halsbrecherisch einen verschneiten Berg hinunterzurasen – das sind doch Gojim Naches.
Witz Und dennoch, zu meinem Erstaunen wird Makkabi Deutschland im Winter 2021 zum ersten Mal die »Makkabi Winter Games« veranstalten: mit 300 Teilnehmern aus aller Welt. Schauen wir also über den gut gemeinten Witz bezüglich des »unsportlichen, vor Kälte und Angst bibbernden Juden« hinaus.
Aber muss ich denn erstaunt sein? Was soll überhaupt diese – hauptsächlich innerjüdische oder bei jenen, die uns mit besonderer Verve hassen, ausgetragene – Debatte darüber, was Juden in Deutschland tun und lassen können? Was jüdisch, was deutsch und was deutsch-jüdisch ist? Es ist doch ganz normal, dass Juden in Mitteleuropa Wintersport praktizieren, ja, ihn sogar zelebrieren! Das zeigt auch, dass Fragen der Zugehörigkeit, der Teilhabe und der Integration in Deutschland nicht in großen Debatten, sondern im Alltag geklärt werden.
Aktivitäten Deutsche Juden, gerade die jungen, snowboarden gerne. Also gibt es Makkabi-Winterspiele. Ohne viel Aufhebens erweitert die jüdische Gemeinschaft in Deutschland so ihr kulturelles Leben und das Angebot an Aktivitäten für ihre Mitglieder: von Makkabispielen in Düsseldorf im Mai bis hin zu den Vorbereitungen für die Makkabiah in Israel 2021.
All diese bevorstehenden Makkabi-Sportevents sollten jedoch nicht die wahren Probleme aus dem Fokus geraten lassen, denen wir gegenüberstehen: etwa, wenn ein Jude im Fitnessstudio wegen seiner Kippa angegriffen wird – wie kürzlich in Freiburg geschehen –, oder wenn Fußballer bei Kreisligaspielen angepöbelt werden, weil sie Juden sind.
Piste Fakt ist: Sport soll verbinden. Und bei Makkabi sind alle willkommen. Egal, ob Juden, Christen, Muslime, Atheisten oder was auch immer. Egal, ob im Sommer beim Tischtennis – oder im Winter auf der Piste.
Der Autor ist Politikberater in Berlin.