Ein Teil der Zuschauer war auf die Zäune gestürmt. Die Spieler wiederum rannten in Richtung der Auswärtskurve des Mommsenstadions. Es war der Moment im Landespokalfinale, als es für die Unterstützer von Makkabi Berlin kein Halten mehr gab. In der fünften Nachspielminute der Verlängerung sorgte Kiyan Soltanpour mit dem 3:1 gegen Sparta Lichtenberg für die endgültige Entscheidung.
Es war ein historischer Sieg: TuS Makkabi Berlin steht damit in der kommenden Saison erstmals in seiner Geschichte in der Hauptrunde des DFB-Pokals. Dabei lief der Samstagvormittag zunächst anders als geplant. Gerade einmal zwölf Minuten dauerte es, bis Lichtenberg, der erklärte Underdog, durch einen Elfmeter in Führung ging.
durchschlagskraft Auch wenn die erste Hälfte durchwachsen lief und es dem jüdischen Klub an Durchschlagskraft mangelte, sorgte das bei den blau-weißen Anhängern nicht für ein Stimmungstief.
Die jüdische Identität des Vereins ist nicht nur am Wappen erkennbar.
Mit Liedern wie »David Melech Israel« oder Makkabis-Torhymne »Mashiach« wurde das Team nach vorn geschrien. Die Fußballer von Makkabi zeichnen sich durch eine Vielzahl an Hintergründen aus – den Sieg errang eine echte »Multi-Kulti-Truppe«.
identität So sind die jüdischen Spieler im Team zwar in der Unterzahl, doch die jüdische Identität des Vereins ist nicht nur am Wappen erkennbar. Makkabi steht – 75 Jahre nach dem Verbot des Vorgängervereins Hakoah Berlin durch die Nationalsozialisten – deutschlandweit für Gemeinschaft, und das unabhängig von Religion, Nationalität oder Sexualität.
Mit diesem Selbstverständnis wird Makkabi als erster jüdischer Verein im DFB-Pokal spielen. Neben einer Startprämie von knapp 200.000 Euro winken dem Klub auch sportliche Highlights. Denn am 18. Juni wird der Gegner für dieses historische Spiel ausgelost. So könnten die Makkabäer beispielsweise gegen den Rekordpokalsieger FC Bayern München oder die lokalen Vereine Hertha BSC und Union Berlin spielen. Doch schon jetzt steht fest: Dieser Sieg am Wochenende war historisch.
Der Autor ist Publizist und lebt in Berlin. Jüngst erschien sein Buch »Wir lassen uns nicht unterkriegen« bei Hentrich & Hentrich.