Reinhard Schramm

Maaßen, Prien und die CDU

Reinhard Schramm Foto: IMAGO/ari

Der CDU-Bundesvorstand hat vor Kurzem beschlossen, Hans-Georg Maaßen aus der Partei auszuschließen. Die Parteispitze kritisiert, der ehemalige Präsident des Verfassungsschutzes gebrauche »Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen«.

Der aus Nordrhein-Westfalen stammende Maaßen ist seit dem Bundestagswahlkampf 2021 in Thüringen aktiv, er wurde damals in Südthüringen von mehreren Kreisverbänden als Kandidat aufgestellt, schaffte es jedoch nicht in den Bundestag. Es gewann der SPD-Kandidat und neunfache Biathlon-Weltmeister Frank Ullrich.

funktionäre Wichtige Südthüringer CDU-Funktionäre attackieren nun öffentlich den eigenen Bundesvorstand und fordern, die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Karin Prien wegen »parteischädigenden Verhaltens« aus der CDU auszuschließen. Prien hatte im Wahlkampf 2021 auf die Frage, ob sie für Maaßen stimmen würde, geantwortet: »Sagen wir mal so: Ich bin von Leistungssportlern immer wieder fasziniert.«

Gegen wen drehen die Südthüringer Funktionäre hier den Spieß um? Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein und Sprecherin des Jüdischen Forums in der CDU, gehört zu den ganz wenigen Juden, die hohe politische Ämter bekleiden.

Hans-Georg Maaßens rechtsextremistische und antisemitische Formulierungen müssen Karin Prien ganz besonders provozieren.

Hans-Georg Maaßens rechtsextremistische und antisemitische Formulierungen müssen Karin Prien ganz besonders provozieren, denn ihre Familie war gezwungen, in den 30er-Jahren aus Nazideutschland zu fliehen. Juden können rechtsextremistische Gefahren nicht übersehen, auch mich mahnen meine in der NS-Zeit ermordeten Angehörigen.

ängste Karin Priens Ängste sind unabhängig davon, welcher demokratischen Partei sie angehört. Und in dieser wichtigen Frage ist es durchaus verständlich, dass sie sich dem SPD-Kandidaten und Leistungssportler Frank Ullrich näher fühlt als Herrn Maaßen.

Liebe 21 Südthüringer CDU-Funktionäre, die Sie den Ausschluss von Karin Prien aus Ihrer demokratischen Volkspartei fordern: Denken Sie noch einmal nach, bevor Sie Ihre Partei und damit die Demokratie schwächen.

Der Autor ist Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

Kommentar

Shiri, mein Herz bricht für dich

Sarah Cohen-Fantl will nicht verzeihen, dass Shiri, Kfir und Ariel Bibas nicht gerettet wurden

von Sarah Cohen-Fantl  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025

Igor Mitchnik

Europa muss sich hinter die Ukraine stellen

Trump denkt nicht transatlantisch, sondern transaktional

von Igor Mitchnik  20.02.2025

Meinung

Kennen Sie Abed Hassan?

Vieles, was der Berliner sagt, ist bedenklich nah dran an Hamas-Propaganda.

von Susanne Stephan  19.02.2025

Glosse

Ein Hoch auf die Israelkritik

Der »Spiegel« hat mit dem indischen Essayisten Pankaj Mishra ein »erhellendes« Interview zum Nahostkonflikt geführt

von Michael Thaidigsmann  18.02.2025

Meinung

Wie das Ende eines Alptraums, der fünf Jahre gedauert hätte

Alon Ishay ist erleichtert, dass die Koalitionsgespräche der FPÖ vorerst gescheitert sind

von Alon Ishay  17.02.2025

Meinung

Was »Sensibilität« bei der Berlinale bedeutet

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  20.02.2025 Aktualisiert

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025